DAS DHAMMA GESCHENK VON LUANG PU

  

Ein biografischer Umriss

  

PHRA AJAHN DUNE ATULO wurde am 4. Oktober 1888 in Praasaat Village im Bezirk Muang in der Provinz Surin geboren. Im Alter von 22 Jahren ordinierte er in einer Kleinstadt.

 

Sechs Jahre später, desillusioniert von seinem Leben als ungelehrter Stadtmönch, brach er auf,| um in Ubon Ratchathani zu studieren, wo er sich mit Ajahn Singh Khanityagamo befreundete und in der Dhammayut Gruppe neu ordinierte. Kurz danach trafen er und Ajahn Singh Ajahn Mun Bhuridatto, der gerade nach vielen Jahren des Wanderns in den Nordosten zurückgekehrt war. Beeindruckt von Ajahn Mun’s Lehren und seinem Verhalten, gaben beide Mönche ihre Studien auf und nahmen ein Leben des Wanderns und Meditierens unter seiner Anleitung auf sich. Sie waren seine ersten zwei Jünger. Nach 19 Jahren des Wanderns durch die Wälder und Berge Thailands und Kambodscha erhielt Ajahn Dune die Anweisung von seinen religiösen Vorgesetzten, ein Kloster für  Studium und Praxis der Lehre Buddhas in Surin anzuleiten. Deshalb übernahm er 1934 das Amt des Abts von Wat Burapha im Zentrum der Stadt. Er verblieb dort bis zu seinem Tod 1983.

 

Als einer der ältesten Mitglieder der Waldtradition, gegründet durch Ajahn Mun, war Ajahn Dune weit bekannt als LUANG PU, ein Ausdruck großen Respekts und Zuneigung, was  „EHRWÜRDIGER GROSSVATER“ bedeutet.

 

 

 

Einleitung

 

 

 

Viele Menschen haben nach Luang Pu‘|s Dhamma -Vorträgen gefragt, aus dem Wunsch heraus sie zu lesen oder sie zu hören und ich muss offenherzig gestehen, dass Luang Pu‘s Dhamma Vorträge überaus rar sind. Dies kommt daher, weil er nie formelle Predigten gab oder Reden von besonderer Länge hielt. Er lehrte einfach Meditation, ermahnte seine Schüler, beantwortete Fragen oder diskutierte das Dhamma mit anderen älteren Mönchen. Er pflegte auf kurze, sorgfältige und sachliche Art zu sprechen. Außerdem gab er nie Predigten bei formellen Zeremonien.

 

Nun, als Antwort auf den Wunsch und das Interesse, welches viele Leute gegenüber Luang Pu‘s Dhamma gezeigt haben, habe ich dieses Buch über seine kurzen Lehren zusammengestellt – pure Wahrheiten auf höchstem Niveau; Lektionen und Ermahnungen, die er seinen Schülern gab; Antworten auf Fragen und Passagen zu den Worten Buddhas aus dem Kanon, die er immer gerne zitierte. Da ich lange Zeit mit ihm lebte, bis zum Ende seiner Tage, habe ich diese Passagen aus meinem Gedächtnis oder von Notizen aus meinem Tagebuch entnommen. Ich habe auch die Ereignisse, Örtlichkeiten und Leute einbezogen, die beteiligt waren, was dabei hilft, die Passagen verständlicher zu machen und zum Lesen eher einlädt.

 

Es ist nennenswert und erstaunlich, dass , obwohl Luang Pu normalerweise nicht sprechen würde oder so wenig wie möglich sagen würde, er doch sehr schnell und scharfsinnig in seiner Ausdrucksweise war, wobei er nie sein Ziel verfehlte. Seine Worte waren kurz, aber voller Bedeutung. Jeder Satz enthielt eine vollständige Botschaft für sich. Es war, als ob er seine Hörer hypnotisierte und sie zwang, seine Worte für eine lange Zeit mit tiefster Einsicht zu bedenken.

 

Der Leser mag sich wundern , dass hier einige der Passagen Lehren enthalten, welche gewöhnlich, einige ,welche unterhaltsam sind, und einige, welche die pure Wahrheit auf höchstem Niveau darstellen und warum diese nicht in aufsteigender Reihenfolge aufgestellt worden sind, wie z.B. vom Einfachen zum Schweren oder vom Niederen zum Hohen. Der Grund dafür, dass ich sie nicht in einer solchen Reihenfolge aufstellte, ist, dass jede Passage auf einer Seite vollständig ist und ich die Atmosphäre nicht verändern wollte. Wenn dies unangebracht , ungehörig oder falsch auf irgendeine Art und Weise ist, bitte ich  die geehrten Leser darum, dass sie mir dies verzeihen mögen.

 

 

 

Phra Khru Nandapaññabharana

 

(derzeit Phra Bodhinandamuni)

 

1. Juli, 1985

 

  

1. EIN DHAMMA WILLKOMMEN

 

 

 

Am 18. Dezember 1979 statteten seine Majestät der König und die Königin Luang Pu einen Besuch ab. Nachdem sie nach seiner Gesundheit und seinem Wohlergehen gefragt hatten und mit einem Dhamma Gespräch begonnen, stellte der König eine Frage: „Beim Aufgeben der Befleckungen, welche sollten zuerst aufgegeben werden?“

 

Luang Pu antwortete:

 

„Alle Befleckungen erscheinen zusammen im Geist. Konzentrieren Sie sich auf den Geist. Welche Befleckung auch immer zuerst erscheint, diese ist diejenige, welche als

 

erste aufzugeben ist.“

 

 

 

 

 

 

 

2. KEIN WIDERSTAND

 

 

 

Jedes Mal, nachdem seine Majestät der König kam, um Luang Pu zu besuchen und der Zweck jenes Besuches erledigt war, pflegte der König bei seinem Aufbruch zu sagen: „Wir bitten darum, dass Sie ihre Gruppen (khandhas) für mehr als 100 Jahre aufrecht erhalten, um der breiten Öffentlichkeit ein Objekt des Respekts darzubieten. Können Sie unserer Bitte

 

entgegenkommen?“ Obwohl dies einfach eine höfliche Formalität war und die Art des Königs gegenüber Luang Pu seine Bitte auszusprechen kennzeichnete, wagte Luang Pu es nicht, die Bitte zu akzeptieren, da er der Natur der Gestaltungen nicht widerstehen konnte. Deshalb pflegte er zu antworten:

 

„Ich fürchte, ich kann dem nicht entgegenkommen. Es hängt alles davon ab, wie sich Gestaltungen gemäß ihrer eigenen Übereinstimmung verhalten.“

 

3. ZU DEN VIER EDLEN WAHRHEITEN

 

 

 

Ein älterer Mönch aus der Waldtradition  kam am ersten Tag am Ende der Regenzeit im Jahr 1956, um Luang Pu seinen Respekt zu erweisen. Nachdem er ihm Anweisungen und eine Anzahl von Lehren zu tiefgründigen Themen gegeben hatte, fasste Luang Pu die Vier Edlen Wahrheiten wie folgt zusammen:

 

„Wenn  der Geist nach außen gesendet wird, das ist der Ursprung der Unzufriedenheit.

 

Das Resultat davon ist Unzufriedenheit.

 

Der Geist, der auf sich selber nach innen sieht, das ist der Pfad.

 

Das Resultat des Geistes, der nach innen auf sich selber blickt, ist das Aufhören des Leidens.

 

 

 

 

 

 

 

4. ÜBER UND JENSEITS VON WORTEN

 

 

 

Ein belesener Laienanhänger unterhielt sich mit Luang Pu,dabei sagte er: „Ich glaube fest daran, dass es in unserem gegenwärtigen Zeitalter nicht nur wenige Mönche gibt, welche bis zu dem Punkt praktiziert haben, an dem sie den Pfad, die Früchte des Pfades und Nibbāna erreichten.

 

Also, warum geben sie ihr Wissen nicht öffentlich bekannt, so dass jene, welche an der Praxis interessiert sind, die Stufen des Dhamma, welche sie erreicht haben, kennen, als Weg, ihnen Aufmunterung und Hoffnung zu geben, so dass ihre Bemühungen bis zum Äußersten ihrer Fähigkeiten angetrieben werden.Luang Pu antwortete:

 

„Jene, die erwacht sind, sprechen nicht über das, zu dem sie erwacht sind, weil es über und jenseits aller Worte liegt.“

 

5. EINE WARNUNG FÜR UNACHTSAME MÖNCHE

 

 

 

„Ein Mönch, der unachtsam lebt, betrachtet seine Mönchsregeln einfach so, wie sie in den Texten zu finden sind, stolz über sich selbst, dass er alle der 227 Mönchsregeln hat.“

 

„Aber wenn es um die Anzahl geht, auf deren Einhaltung er wirklich bedacht ist, wie viele sind das?“

 

 

 

 

 

 

 

6. WIRKLICH, ABER NICHT ECHT

 

 

 

Es ist normal, wenn Menschen sich in Konzentration üben, dass sie dann auch Resultate erfahren, sie können im Zweifel darüber sein, was sie erfahren haben – zum Beispiel, wenn sie Erfahrung mit sich widersprechenden Visionen haben oder beginnen, Teile ihres eigenen Körpers zu sehen. Viele Menschen kamen zu Luang Pu und baten ihn, ihre Zweifel aufzulösen oder ihnen Ratschläge zu geben, wie sie mit ihrer Praxis fortfahren sollten. Und eine Menge Menschen kamen, um zu sagen, dass sie beim Meditieren die Hölle, den Himmel oder himmlische Gefilde sahen oder sonst ein Bild des Buddha in ihrem Körper. „War, was ich gesehen habe, echt?“, würden sie fragen.

 

Luang Pu würde antworten:

 

 

 

„Die Vision, die du gesehen hast, war echt, aber was du in den Visionen gesehen hast, nicht.“

 

 

7. LOSLASSEN VON VISIONEN

 

 

 

Der Fragende könnte auch fragen: „Sie sagen, dass all diese Visionen äußerlich sind und dass ich sie zu keinem Nutzen verwenden kann. Wenn ich einfach bei den Visionen stecken bleibe, werde ich keinen weiteren Fortschritt machen. Kann es sein, dass ich diese Visionen nicht vermeiden kann, weil ich so lange mit ihnen umgegangen  bin? Jedes Mal, wenn ich mich niedersetze, um zu meditieren, geht der Geist, sobald er sich sammelt, direkt über in diese Ebene. Können Sie mir einige Ratschläge geben, auf welche Weise man effektiv Visionen loslässt?“

 

Luang Pu würde antworten:

 

 

 

„Oh, weißt du, einige dieser Visionen können eine Menge Spaß machen und wirklich faszinierend sein, aber wenn du an solchen Dingen haften bleibst, ist es Zeitverschwendung. Eine wirklich einfache Methode, um sie loszulassen, ist, nicht darauf zu achten, was du in der Vision siehst, sondern darauf zu achten, was das Sehen der Vision in dir bewirkt. Dann werden die Dinge, die du nicht sehen willst, von selbst verschwinden.“

 

 

 

 

 

8. ÄUSSERLICHE DINGE

 

 

 

Am 10. Dezember 1981 nahm Luang Pu an der jährlichen Feier im Wat Dhammamongkon in der Sukhumvit Straße in Bangkok teil. Eine Menge zeitweise ordinierter Frauen , die einer Schule eines nahegelegenen Lehrers angehörten, kamen, um über die Ergebnisse ihrer Vipassana Übung zu diskutieren. Sie erzählten ihm, dass, wenn ihr Geist sich beruhigte, sie ein Bild des Buddha in ihren Herzen sehen würden.

 

 

 

 

 

Einige von ihnen sagten,dass sie das himmlische Haus sahen, welches sie im Himmel erwartete. Einige sahen die Culamani Stupa [eine Gedenkstätte zu einer Reliquie des Buddha aufbewahrt im Himmel]. Sie alle schienen sehr stolz über ihren Erfolg in der Übung von Vipassana zu sein.

 

Luang Pu sagte:

 

 

 

„All diese Dinge, die  euch sichtbar erschienen sind, sind immer noch äußerlich. Ihr könnt sie ganz und gar nicht nicht als echte Zuflucht nehmen.“

 

 

 

 

 

9. AUFHÖREN ZU WISSEN

 

 

 

Im März 1964 kam eine große Anzahl an gelehrten und meditierenden Mönchen – die erste Gruppe von „Dhamma Missionaren“ –, um Luang Pu Respekt zu erweisen und um nach Lehren und Ratschlägen zu fragen, die sie dafür nutzen könnten, das Dhamma weiterzuverbreiten. Luang Pu lehrte ihnen Dhamma auf höchster Ebene, um andere zu lehren und um es selbst in die Praxis umzusetzen, damit sie jene Ebene der Wahrheit erreichen. Zum Schluss gab er ihnen einen Brocken Weisheit, um ihn mitzunehmen und eingehend zu betrachten:

 

 

 

„Egal, wie viel ihr denkt, ihr werdet nicht wissen.

 

Nur, wenn ihr aufhört zu denken, werdet ihr wissen.

 

Aber dennoch seid ihr auf das Denken angewiesen, um zu wissen.“

 

 

 

 

10. FÖRDERUNG ODER VERNICHTUNG

 

 

 

Bei jener Gelegenheit gab Luang Pu zu einem Punkt eine Warnung an die Dhamma -Missionare weiter:

 

 

 

„Wenn ihr hinaus geht, um die Lehren des Buddha zu verbreiten und zu verkünden, kann dies entweder zur Förderung oder zur Zerstörung der Religion beitragen. Der Grund, weshalb ich dies sage, ist, weil es auf die Person jedes einzelnen Dhamma-Missionars als den bestimmenden Faktor ankommt. Wenn ihr euch auf angemessene Art und Weise verhaltet, daran denkt, dass ihr in Kontemplation lebt, mit entsprechenden Manieren und gutem Verhalten, passend zu dem, was angebracht ist für einen Weltabgewandten, der in Kontemplation lebt, sodass jene, welche euch sehen, wenn sie bis jetzt noch kein Vertrauen haben, deren Vertrauen wachsen wird. Für jene, welche bereits Vertrauen haben, wird euer Verhalten deren Vertrauen stärken . Aber durch solche Missionare, welche sich auf umgekehrte Weise verhalten, wird das Vertrauen von jenen, welche Vertrauen haben, zerstört werden und jene, welche jetzt noch kein Vertrauen haben, diese werden noch weiter davon sich entfernen. Daher bitte ich euch, dass ihr in beidem vollendet seid, in eurem Wissen und in eurem Verhalten. Seid nicht unachtsam oder selbstgefällig. Was immer ihr den Menschen zu tun beibringt, ihr selbst solltet es auch tun als ein Vorbild

 

 für sie.“

 

 

 

 

11. AUF HÖCHSTER EBENE GIBT ES KEIN BEGEHREN

 

 

 

Vor dem Regenzeit Retreat 1953 kam Luang Phaw Thaw, ein Verwandter von Luang Pu, welcher sehr spät ordinierte, zurück von einer langjährigen Wanderung mit Ajahn Thate und Ajahn Saam in der Provinz Phang Nga, um Luang Pu seinen Respekt zu erweisen und um mehr über die Praxis der Meditation zu lernen.

 

Er sprach mit Luang Pu in freundlichem Umgang und sagte: „Jetzt, wo du eine Ordinationshalle und diese große, schöne Versammlungshalle gebaut hast, hast du wahrscheinlich eine wirklich riesige Menge an Verdienst geerntet.“

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Was ich baute, wurde gebaut für das Wohl der Allgemeinheit, für das Wohl der Welt, des Klosters und der Religion, das ist alles. Wenn es um das Ernten von Verdiensten geht, was sollte ich mit solchem Verdienst anfangen wollen?“

 

 

 

12. IHM EINE LEKTION BEIBRINGEN?

 

 

 

Sechs Jahre, nachdem der Zweite Weltkrieg beendet war, verblieb das Vermächtnis des Krieges in Form von Armut und Schwierigkeiten, verursacht durch die Knappheit an Nahrung und Materialien, die jedes Haus betrafen. Es gab eine besonders große Knappheit an Kleidung. Wenn ein Mönch oder ein Novize auch nur einen einzigen vollständigen Satz an

 

Roben hatte, hatte er Glück.

 

Ich war einer von vielen Novizen, welche mit Luang Pu lebten. Eines Tages sah  der Novize Phrom, ein weiterer von Luang Pu’s Neffen, den Novizen Chumpon eine schöne Robe tragen, also fragte er ihn: „Woher hast du diese Robe?“ Der Novize Chumpon erzählte ihm: „Ich war auf meiner Runde zu Luang Pu. Er sah, dass meine Robe zerrissen war, also gab er mir eine neue.“

 

Als der Novize Phrom an der Reihe war , Luang Pu eine Fußmassage zu geben, trug er eine zerrissene Robe, in der Erwartung, dass er auch eine neue Robe erhalten würde. Als er seine Pflichten erfüllt hatte und ging, bemerkte Luang Pu den Riss in der Robe und wurde betroffen vor Mitleid für seinen Neffen. Deshalb stand er auf, öffnete ein Schränkchen und gab seinem Neffen etwas, wobei er sagte:

 

 

 

„Hier. Näh das zusammen. Lauf nicht herum mit einer so zerrissenen Robe.“

 

 

 

Enttäuscht musste der Novize Phrom Nadel und Faden flugs aus Luang Pus Hand annehmen.

 

 

 

 

 

 

 

13. WARUM LEIDEN SIE?

 

 

 

Eine Dame mittleren Alters kam einmal zu Luang Pu, um ihm Respekt zu erweisen. Sie beschrieb ihre Lebenssituation und erzählte, dass ihre soziale Position gut wäre und es ihr nie an etwas gefehlt hätte. Sie war aufgebracht wegen ihres Sohnes, der ungehorsam und unordentlich war und jedem Einfluss von schlechter Unterhaltung verfallen war. Er lebte auf Kosten des Vermögens seiner Eltern als auch auf Kosten ihres Herzens, auf eine Art und Weise, die schlimmer war als das, was sie ertragen konnten. Sie fragte Luang Pu um Rat nach einer Herangehensweise, welche ihr Leiden verringern würde und auch, wie sie ihren Sohn dazu bringen könnte, seine schlechten Wege aufzugeben.

 

Luang Pu gab ihr Rat zu diesen Angelegenheiten und lehrte sie auch, wie sie ihren Geist beruhigt und wie man loslässt.

 

Nachdem sie gegangen war, merkte er an:

 

 

 

„Die Menschen heutzutage leiden aufgrund von Gedanken.“

 

 

 

 

 

 

 

14. INSPIRIERTE WORTE

 

 

 

Luang Pu fuhr mit einem Dhamma Gespräch fort: „Materielle Dinge sind bereits auf eine vollkommene Weise in der Welt vorhanden. Menschen, denen es an Einsicht und Begabung fehlt, können sie nicht in Besitz nehmen und so haben sie Schwierigkeiten, für sich zu sorgen.

 

Jene mit Einsicht und Begabung können die Kostbarkeiten der Welt in großer Menge in Besitz nehmen, um das Leben für sich unter allen Umständen angenehm und bequem zu machen. Die Edlen versuchen sich zu benehmen, um von all diesen Dingen Befreiung zu erlangen, um in einen Zustand einzutreten, in dem sie überhaupt nichts haben, weil –

 

 

 

"Im Gebiet der Welt hat man Dinge, die man hat. Im Gebiet des Dhamma hat man etwas, das man nicht hat."

 

 

 

 

 

 

 

15. MEHR INSPIRIERTE WORTE

 

 

 

„Wenn man den Geist von seinen Verstrickungen mit allen Dingen trennen kann, ist der Geist nicht länger an Kummer gebunden. Ob Gesehenes, Töne, Gerüche, Geschmäcker oder Tastempfindungen gut oder schlecht sind, hängt vom Geist ab, der nach außen geht, um sie auf diese Weise zu gestalten. Wenn dem Geist Einsicht fehlt, versteht er die Dinge falsch. Wenn er die Dinge missversteht, wird er unter dem Einfluss aller fesselnden Dinge getäuscht, sowohl körperlich als auch geistig. Die schlechten Wirkungen und Strafen, die wir physisch erleiden, sind Dinge, bei denen uns andere Menschen bis zu einem gewissen Maß helfen können, uns davon zu befreien. Aber die schlechten Wirkungen innerhalb des Geistes, an welche der Geist durch Befleckungen und Begehren gebunden ist, sind Dinge, bei denen wir lernen müssen, uns selbst von ihnen zu befreien.

 

 

 

„Die Edlen haben sich selbst befreit von schlechten Wirkungen beiderlei Art, dies ist der Grund, warum Leid und Stress sie nicht überkommen kann.“

 

 

 

16. NOCH MEHR INSPIRIERTE WORTE

 

 

 

„Wenn eine Person sich Haar und Bart abrasiert hat und die ockergelbe Robe anzieht, ist das das Symbol für seinen Status als Mönch. Aber es zählt nur auf einer äußerlichen Ebene. Nur wenn er das geistige Durcheinander – alle niederen Beschäftigungen – von seinem Herzen „abrasiert“ hat, kann man ihn einen Mönch auf innerer Ebene nennen.“

 

„Wenn ein Kopf rasiert wurde, können kleine Kriechtierchen wie Läuse sich dort nicht einnisten. Auf die gleiche Weise, wenn ein Geist Loslösung von seinen Beschäftigungen erlangt hat und befreit ist von Gestaltungen, kann Leiden sich keinesfalls  niederlassen. Wenn dies zu eurem Normalzustand wird, könnt ihr wahre Mönche genannt werden.“

 

 

 

17. WIE BUDDHO IST

 

 

 

Am 31. März 1978 wurde Luang Pu nach Bangkok eingeladen, um zu lehren. Während einer Dhamma Unterhaltung drückten einige Laien ihre Zweifel darüber aus, was es mit „buddho (im Sinne der meditativen Übung) auf sich hat. Luang Pu war so freundlich zu antworten:

 

 

 

„Wenn ihr meditiert, schickt euren Geist nicht nach außen. Haftet nicht an irgendwelchem Wissen. Welches Wissen ihr auch immer durch Bücher oder Lehrer erhalten habt, bringt es nicht mit ein, um Dinge zu verkomplizieren. Schneidet alle Beschäftigungen ab und dann, wenn ihr meditiert, lasst all euer Wissen durch das entstehen, was in eurem Geist vorgeht. Wenn der Geist ruhig ist, werdet ihr es für euch selbst erfahren. Aber ihr müsst  weiter meditieren. Wenn die Zeit für die Dinge gekommen ist, sich zu entwickeln, werden sie sich von alleine entwickeln.

 

Was auch immer ihr wisst, lasst es aus eurem eigenen Geist kommen.“

 

„Das Wissen, welches aus einem ruhigen Geist stammt, ist äußerst subtil und tiefgründig. Also lasst euer Wissen aus einem ruhigen und stillen Geist entstehen.“

 

„Lasst im Geist nur eine einzige Beschäftigung aufkommen. Sendet ihn nicht nach außen. Lasst den Geist direkt im Geist verweilen. Lasst den Geist von alleine meditieren. Lasst ihn einen solchen sein, der beständig buddho, buddho wiederholt.

 

Und dann wird wahres buddho im Geist erscheinen. Ihr werdet es für euch selbst erfahren, wie buddho ist. Das ist alles, was es darüber gibt. Mehr gibt es nicht…“

 

(abgeschrieben aus einer Tonaufnahme)

 

 

 

18. FÜR JENE, DIE ETWAS GUTES WOLLEN

 

 

 

Im frühen September 1983 kam die Hausfrauenvereinigung des Innenministeriums, geführt von Frau Juap Jirarote, in den Nordosten, um etwas Wohltätigkeitsarbeit zu verrichten. Eines

 

Abends nutzten sie die Gelegenheit, bei Luang Pu anzuhalten und ihm Respekt zu erweisen.

 

Es war 18:20 Uhr. Nachdem sie ihm ihren Respekt erwiesen hatten und sich nach seiner Gesundheit erkundigt hatten, erhielten sie einige Amulette von ihm. Aber da sie sahen, dass er sich nicht gut fühlte, brachen sie bald auf. Eine Dame blieb zurück und nutzte diese spezielle Gelegenheit, um Luang Pu zu fragen: „Ich hätte auch gerne etwas Gutes [eine beschönigende Beschreibung für ein Amulett] von Luang Pu.“

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Du musst meditieren, um etwas Gutes zu bekommen. Wenn du meditierst, wird in deinem Geist Frieden zugegen sein. In deinen Worten und Taten wird Frieden sein. Deine Worte und Taten werden gut sein. Wenn du so auf eine gute Art und Weise lebst, wirst du glücklich sein.“

 

 

 

Die Dame entgegnete: „Ich habe viele Pflichten und keine Zeit zum Meditieren.

 

Meine Regierungsarbeit nimmt mich vollkommen ein, also wo soll ich Zeit finden, um zu meditieren?“

 

Luang Pu erklärte:

 

 

 

„Wenn du Zeit zum Atmen hast, hast du Zeit zum meditieren.“

 

 

 

 

 

 

 

19. ER HAT, ABER ER NIMMT NICHT

 

 

 

1979 fuhr Luang Pu nach Chantaburi, um zu ruhen und um Ajahn Somchai zu besuchen. Zu dieser Zeit war ein Senior Mönch aus Bangkok – Phra Dhammavaralankan aus dem Wat (Tempel) Buppharam, geistliches Oberhaupt der Südregion des Landes – ebenfalls dort und praktizierte die Meditation in seinem hohen Alter, er war nur ein Jahr jünger als Luang Pu. Als er erfuhr, dass Luang Pu ein Mönch der Meditation war, bekam er Interesse und verwickelte Luang Pu in eine lange Unterhaltung über die Ergebnisse der Meditation. Er erwähnte seine Kompetenzen und sagte er hätte nun eine Menge Zeit in seinem Leben verschwendet, beschäftigt mit Studium und Verwaltungsarbeit bis in sein hohes Alter. Er diskutierte verschiedene Punkte über die Praxis der Meditation mit Luang Pu und fragte ihn letztlich:

 

„Hast du noch irgendwelche Wut oder Ärger?“

 

Luang Pu antwortete sofort:

 

 

 

„Habe ich, aber ich picke ihn nicht auf.“

 

 

 

20. RECHTZEITIG BEWUSST SEIN

 

 

 

Als Luang Pu im Chulalongkorn Krankenhaus in Bangkok behandelt wurde, kamen viele Menschen, um ihm ihren Respekt zu erweisen und um seinem Dhamma zu lauschen. Herr Bamrungsak Kongsuk war unter denjenigen, die an der Praxis der Meditation interessiert waren. Er war ein Schüler von Ajahn Sanawng aus dem Wat Sanghadana in der Provinz Nonthaburi, eines der strengen Meditationszentren unserer Zeit. Er sprach das Thema der Dhammapraxis an, indem er Luang Pu fragte: „Luang Pu, wie schneidet einer Wut oder Ärger ab?“

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Es gibt niemanden, der ihn abschneidet. Es gibt nur rechtzeitiges Gewahrwerden.

 

Wenn du dessen rechtzeitig gewahr wirst , verschwindet er von alleine.“

 

 

 

 

 

21. KEINE NACHSICHT HABEN

 

 

 

Viele Mönche und Novizen kümmerten sich spät nachts im Krankenhaus Chulalongkorn um Luang Pu und waren perplex und erstaunt, als sie bemerkten, dass sie in einigen Nächten,kurz nach 1:00 Uhr, Luang Pu hören konnten, wie er das Dhamma etwa 10 Minuten lang erklärte und dann eine Segnung sprach, als wären eine große Anzahl an Zuhörern direkt vor ihm. Zuerst wagte keiner ihn über dies zu befragen, aber nachdem es viele Male geschah, konnten sie sich ihrer Bedenken nicht mehr enthalten und so fragten sie ihn.

 

Luang Pu sagte ihnen:

 

„Diese Bedenken und Fragen sind nicht der Weg, um das Dhamma zu praktizieren.“

 

 

 

 

 

22. SPARSAM MIT SEINEN WORTEN

 

 

 

Eine große Gruppen von Dhamma Übenden aus der Provinz Buriram – angeführt vom Anwalt der Provinz, Polizeileutnant Bunchai Sukhontamat, – kam, um Luang Pu gegenüber Respekt zu erweisen, das Dhamma zu hören und um Fragen zu stellen, wie sie in ihrer Praxis weitere Fortschritte machen können. Die meisten von ihnen hatten mit all den bekannten Ajahns praktiziert, welche die Praxis auf verschiedenste Weise erklärt hatten und die nicht immer im Einklang miteinander waren, dies führte für sie zu mehr und mehr Zweifeln. Also fragten sie nach Luang Pu‘s Rat bezüglich einer Übung, die korrekt und einfach war, da sie Schwierigkeiten hatten, für die Praxis Zeit zu finden. Wenn sie auf eine Weise lernen könnten, die wirklich einfach wäre, würde dies besonders angemessen für sie sein.

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Beobachtet den Geist direkt im Geist.“

 

 

 

 

 

 

 

23. EINFACH, ABER SCHWER ZU TUN

 

 

 

Die Gruppe aus Duangporn Tharichat vom Luftwaffenradiosender 01 aus Bang Syy, angeführt von Akhom Thannithate, kam in den Nordosten, um eine Gruppenspende zu geben und um den Ajahns verschiedener Klöster Respekt zu erweisen. Als sie vorbeikamen, um Luang Pu Respekt zu erweisen, übergaben sie ihre Spenden und erhielten daraufhin kleine Andenken. Danach gingen einige von ihnen zum Einkaufen in den Supermarkt, während andere einen Ort zum Ruhen fanden.

 

Es gab jedoch eine Gruppe von etwa vier oder fünf Leuten, die zurückblieben und Luang Pu um Rat baten nach einer simplen Methode, wie man geistiges Leiden und Depression los wird, da dies ein beständiges Problem für sie war.

 

„Welche Methode“, fragten sie, „würde die schnellsten Resultate bringen?“

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Schickt euren Geist nicht nach außen.“

 

 

 

 

 

 

 

24. WIRF ES WEG

 

 

 

Nachdem eine Professorin gehört hatte, dass Luang Pu eine Rede über die Dhammapraxis gab, fragte sie ihn nach der rechten Weise „Leiden zu tragen“ [die thailändische Ausdrucksweise für eine Zeit des Trauerns]. Sie fuhr fort: „Zur Zeit tragen die Menschen Leiden nicht auf die rechte Weise oder auf eine allgemein angemessene Art des Verhaltens, obwohl König Rama VI einen guten Standard in der Zeit seiner Regierung beschloss. Wenn ein Angehöriger ihrer unmittelbaren Familie oder ein Ältester aus dem erweiterten Familienkreis starb, sollte man das Leiden für sieben Tage, 50 Tage oder 100 Tage tragen. Aber heutzutage folgen die Menschen keinen Verhaltensmustern mehr. Daher möchte ich sie gerne fragen: „Was ist die rechte Weise Leid zu tragen?“

 

Luang Pu antwortete:

 

„Leiden ist etwas, dass verstanden werden muss. Wenn man es versteht, lässt man es los. Warum würde man es tragen wollen?

 

25. EINE WAHRHEIT IM EINKLANG MIT DER WAHRHEIT

 

 

 

Nachdem eine chinesische Dame ihren Respekt Luang Pu gegenüber erwiesen hatte, fragte sie ihn: „Ich muss in den Bezirk Prakhonchai in der Provinz Buriram umziehen, um dort einen Laden in der Nähe meiner Verwandten zu eröffnen. Das Problem ist, dass meine Verwandten vorgeschlagen haben, dieses, jenes und das ein oder andere Ding im Laden zu verkaufen, was sich ihrer Meinung nach gut verkaufen würde, aber ich kann mich nicht dafür entscheiden, was sich gut verkaufen würde. Daher bin ich gekommen, um nach ihrem Rat zu fragen, was für mich zu verkaufen gut wäre.“

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Alles ist gut zu verkaufen, solange es Menschen gibt, die es kaufen.“

 

 

 

 

 

 

 

26. DIES WAR NICHT SEIN ZIEL

 

 

 

Am 8. Mai 1979 kam eine Gruppe von zehn oder mehr Heeresoffizieren ziemlich spät abends, um Luang Pu Respekt zu erweisen, bevor sie nach Bangkok weiterziehen wollten. Zwei der Mitglieder der Gruppe waren vom Dienstgrad eines Generalleutnants. Nach einer Weile des Unterhaltens mit Luang Pu nahmen die Mitglieder der Gruppe Amulette von ihrem Hals und legten sie in eine Schachtel, um von Luang Pu mit der Kraft seiner Konzentration gesegnet zu werden. Er tat ihnen den Gefallen und gab ihnen die Amulette. Einer der Generale fragte ihn:

 

„Ich habe gehört, dass sie Amulette gemacht haben. Welches von ihnen ist das Berühmteste?“

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Keines von ihnen ist berühmt.“

 

 

 

 

 

 

 

27. GETRENNTE WELTEN

 

 

 

Eine Gruppe von drei oder vier jungen Männern aus einer entfernten Provinz kam, um Luang Pu zu sehen, als er gerade im Vorbau der Versammlungshalle saß. Man konnte von ihrem Benehmen – der lockeren Art, wie sie saßen und sprachen – ableiten, dass sie wahrscheinlich von irgendwoher mit einem fehlgeleiteten Mönch vertraut waren. Obendrein schienen sie zu glauben, dass Luang Pu an Talismanen interessiert sei, da sie ihm von all den großartigen tantrischen Ajahns erzählten, welche ihnen Talismane von außerordentlicher magischer Kraft gegeben hatten. Schließlich zogen sie ihre Talismane heraus, um sie sich direkt vor seinen Augen einander zu zeigen. Einer von ihnen hatte einen Stoßzahn eines Wildschweins, ein anderer den Reißzahn eines Tigers, ein anderer das Horn eines Nashorns. Jeder von ihnen behauptete, welch außerordentliche Kräfte ihr Talisman besäße, daher fragte einer Luang Pu:

 

„Hey Luang Pu. Welcher von diesen ist mit Sicherheit außergewöhnlicher und besser als die anderen?“

 

Luang Pu schien besonders amüsiert und sagte mit einem Lächeln:

 

 

 

„Keines von ihnen ist gut, keines von ihnen ist überhaupt außergewöhnlich. Sie kommen alle von gewöhnlichen Tieren.“

 

 

 

 

 

28. NUR EIN DING

 

 

 

Luang Pu sagte einmal:

 

 

 

„Während des Regenzeit Retreats 1952 beschloss ich, den gesamten Kanon zu lesen, um zu sehen, wo der Endpunkt der Lehre Buddhas liegt – um zu sehen, wo das Ende der Edlen Wahrheiten, das Ende vom Leiden liegt – um zu sehen, wie es der Buddha zusammengefasst hat. Ich las den Kanon bis zum Ende, ihn durchwegs eingehend bedenkend, aber es gab keine Passage, die den Geist tief genug berührte, sodass ich sicher sagen konnte: ‚Dies ist das Ende des Leidens, dies ist das Ende des Pfads und Verwirklichung oder was Nibbāna genannt wird.“

 

„Außer einer Passage, in der der ehrwürdige Sariputta gerade aus der Verwirklichung der Beendigung (des Leidens) herausgetreten war und der Buddha ihn fragte: ‚Sariputta, deine Haut strahlt und Du siehst erheitert aus. An welchem Ort verweilt dein Geist?’

 

„Sariputta antwortete: ‚Meines Geistes Verweilort ist Leerheit.’“

 

„Das ist das eine Ding, welches meinen Geist berührte.“

 

 

 

 

 

 

 

29. WAS ZU STUDIEREN IST UND WAS NICHT

 

 

 

Der ehrwürdige Ajahn Suchin Sucinno erhielt vor langer Zeit sein gesetzliches Abschlussexamen der Dhammasaat Universität und betrachtete die Praxis des Dhamma mit Hochachtung. Er war für viele Jahre ein Schüler von Luang Pu Lui und nachdem er von Luang Pu Dunes Ruf gehört hatte, kam er, um mit ihm zu praktizieren.

 

Schließlich ordinierte er. Nachdem er eine Weile mit Luang Pu verbracht hatte, machte er sich auf die Suche nach Abgeschiedenheit.

 

Luang Pu gab ihm den Rat:

 

 

 

„Im Bereich des Vinaya solltest du die Texte studieren, bis du jede einzelne Regel bis zu dem Punkt richtig verstehst, an dem du sie ohne Fehler in die Praxis umsetzen kannst. Im Bezug auf das Dhamma wirst du viel spekulieren, wenn du viel liest, also musst du dies nicht alles lesen. Beschäftige dich einzig und allein mit der Praxis und das wird genug sein.“

 

 

 

 

 

 

 

30. WAS BEOBACHTEN

 

 

 

Luang Taa Naen ordinierte erst im mittleren Alter. Des Lesens und Schreibens unkundig und unfähig ein Wort der zentral-thailändischen Sprache zu sprechen, hatte er seine Stärken dahingehend, dass er wohlmeinend, gefügig und fleißig in seinen Pflichten war, auf eine Weise, dass man an ihm kein Fehl feststellen konnte. Als er sah, wie sich andere Mönche auf Wanderung begaben oder aufmachten, um mit anderen Ajahns zu studieren, entschied er sich ebenfalls zu gehen. Daher bat er um Erlaubnis, welche Luang Pu gab. Doch dann fühlte er Besorgnis: „Ich kann nicht lesen und ich kenne nicht ihre Sprache. Wie werde ich fähig sein, mit ihnen zu praktizieren?“

 

Luang Pu riet ihm:

 

 

 

„Die Praxis ist keine Angelegenheit der Buchstaben des Alphabets oder des gesprochenen Wortes. Die Tatsache, dass du weißt, dass du nicht weißt, ist eine gute Aufgabe für den Anfang.

 

Die Art zu praktizieren ist diese: Im Bereich des Vinaya beobachte ihr Beispiel; dem Beispiel, welches der Ajahn gibt. Weiche in keiner Weise von dem ab, was er tut. Im Bereich des Dhamma behalte die Beobachtung direkt auf deinen eigenen Geist gerichtet. Praktiziere direkt beim Geist. Wenn du deinen eigenen Geist verstehst, wie er an und in sich selbst ist, wird dich dies dazu bringen, alles andere zu verstehen.“

 

 

 

 

 

 

 

31. PROBLEME UND VERANTWORTLICHKEITEN

 

 

 

Eines der Probleme, den Sangha zu verwalten, zusätzlich zum Umgang mit all den anderen größeren und kleineren aufkommenden Angelegenheiten, ist der Mangel an Mönchen, die Abt werden. Wir hören manchmal von Mönchen, die sich dafür bewerben, Abt eines Klosters zu werden, aber Luang Pus Schüler mussten überredet und gezwungen werden, das Amt des Abts in anderen Klöstern zu übernehmen. Jedes Jahr, ohne Ausnahme, kamen Gruppen von Laien zu Luang Pu und baten ihn darum, einen seiner Schüler zu entsenden, um Abt in ihren Klöstern zu werden. Wenn Luang Pu erkannte, dass ein bestimmter Mönch gehen sollte, würde er sich dafür einsetzen, dass dieser ginge, aber in den meisten Fällen würden die Mönche nicht gehen wollen. Die gewohnte Entschuldigung war: „Ich weiß nicht, wie man Bauarbeiten macht; ich weiß nicht, wie man andere Mönche schult; ich weiß nicht, wie man Messen hält; ich bin nicht gut im Umgang öffentlicher Beziehungen oder im Gäste empfangen. Darum möchte ich nicht gehen.“

 

Luang Pu würde antworten:

 

„Solche Dinge sind nicht wirklich wichtig. Deine einzige Verantwortlichkeit ist, deinen täglichen Pflichten zu folgen: auf Almosengang gehen, dein Mahl verzehren, in Meditation sitzen, Gehmeditation üben, das Tempelrgrundstück reinigen, genau sein im Befolgen des Vinaya. Genau das ist genug. Bauarbeiten hängen von den

 

Laienunterstützern ab. Ob sie das tun oder nicht, ist deren Sache.“

 

 

 

 

 

32. JE ÄRMER, DESTO GLÜCKLICHER

 

 

 

Bis zum Ende seines Lebens nahm Luang Pu sein tägliches warmes Bad jeden Abend um 17 Uhr, unterstützt von einem Mönch oder Novizen. Nachdem er sich abgetrocknet hatte und

 

sich erholt fühlte, sprach er oft einige wenige Worte über Dhamma, die ihm zu der Zeit in den Sinn kamen.

 

Zum Beispiel sagte er einmal:

 

 

 

„Wir Mönche, wenn wir in uns selbst einen Sinn für Zufriedenheit mit unserem Status als Mönche etablieren, werden nichts außer Glück und Frieden finden. Aber wenn wir den Status eines Mönchs haben und noch nach irgendeinem anderen Status verlangen, werden wir uns die ganze Zeit in Leiden stürzen. Wenn man das Dürsten stoppt, das Suchen stoppt, ist dies der wahre Zustand, Mönch zu sein. Wenn man ein wahrer Mönch ist, ist man umso glücklicher, je ärmer man ist.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

33. JE WENIGER, DESTO BESSER

 

 

 

„Selbst wenn man den ganzen Kanon gelesen hat und sich an viele Dinge erinnern kann; selbst wenn man sie auf eindringliche Art und Weisen erklären kann, mit vielen Menschen, die dich respektieren; selbst wenn man eine Menge Klöster gebaut hat oder Unbeständigkeit, Leid und Nicht-Selbst auf die genaueste Weise erklären kann – wenn man noch unachtsam ist, hat man den Geschmack der Lehren noch in keiner Weise kennengelernt, da solche Dinge alles Äußerlichkeiten sind. Der Zweck, dem sie dienen, ist äußerlich: zum Wohl der Gesellschaft, zum Wohl für andere Menschen, zum Wohl für die Nachkommenschaft oder ein Symbol der Religion. Das Einzige, was wirklich zu eigenem Zwecke dienlich ist, ist Befreiung vom Leiden.

 

 

 

„Und man wird nur fähig, seine Befreiung vom Leiden zu erlangen, wenn man den einen Geist kennt.“

 

 

 

 

 

 

 

34. DACHTEN NICHT DARAN

 

 

 

In einem von Luang Pu‘s Zweigmeditationsklöstern lebte eine Gruppe von fünf oder sechs Mönchen, die besonders streng in ihrer Praxis sein wollten. So schwuren sie, während des gesamten Regenzeit Retreats nicht zu reden. In anderen Worten: kein Wort würde aus ihrem Mund kommen außer der täglichen Rezitation und der zweiwöchentlichen Patimokkha-Rezitation. Nach der Regenzeit kamen sie, um Luang Pu Respekt zu erweisen und erzählten ihm von ihrer strengen Übung: Zusätzlich zu ihren andern Pflichten waren sie auch in der Lage gewesen, für die gesamte Regenzeit nicht zu sprechen.

 

 

 

 

 

 

 

Luang Pu lächelte ein wenig und sagte:

 

 

 

„Das ist ziemlich gut. Wenn es kein Reden gibt, werden keine Fehler durch Rede begangen. Aber wenn ihr sagt, ihr habt aufgehört zu reden, kann das einfach nicht sein. Nur die Edlen, welche in die feinsinnige Erlangung des Aufhörens eintreten, wo Gefühl und Wahrnehmung aufhören, sind in der Lage das Sprechen einzustellen. Ausser diesen spricht jeder den ganzen Tag und die ganze Nacht lang. Und besonders jene, die schwören, nicht zu sprechen: Sie reden mehr als irgendjemand sonst, nur dass sie einfach keine Töne von sich geben, die andere hören können.“

 

 

 

 

 

 

 

35. ZIELT NICHT IN DIE FALSCHE RICHTUNG

 

 

 

Zusätzlich zu der Weisheit, die direkt aus seinem Herzen kam, zitierte Luang Pu auch aus dem, was er im Kanon gelesen hatte. Jede Passage, die er für wichtig hielt als eine kurze und direkte Unterweisung in der Praxis, wiederholte er uns gegenüber. Dies war zum Beispiel eine aus den Lehrreden des Buddha, welche er gerne zitierte:

 

„Mönche, dieses heilige Leben wird weder geübt, um die Öffentlichkeit zu täuschen, noch um ihren Respekt zu erlangen, noch für Gewinn, Gaben und Ruhm, noch um andere Sektierer zu besiegen. Dieses heilige Leben wird gelebt um  der Zurückhaltung willen, Aufgabe, Leidenschaftslosigkeit und des Aufhörens von Leid.“

 

Luang Pu würde dann hinzufügen:

 

 

 

„Jene, die ordinieren und jene, die praktizieren müssen in diese Richtung zielen. Alle anderen Richtungen als diese sind falsch.“

 

 

 

 

 

 

 

36. IN BUDDHAS WORTEN

 

 

 

Luang Pu sagte einmal:

 

 

 

„Menschen, solange sie Weltlinge sind, haben ihren Stolz und ihre Meinungen.Solange sie Stolz haben, ist es schwer für sie, mit anderen übereinzustimmen.. Wenn ihre Ansichten nicht miteinander übereinstimmen, ist das der Grund für sie, weiter zu zanken und zu streiten. Ein Edler, der das Dhamma erlangte, hat nichts, was ihn mit irgendjemanden in Streitigkeiten bringt. Wie auch immer andere Leute Dinge sehen, lässt er es deren Angelegenheiten sein.

 

So wie in einer Erzählung des Buddha:

 

„Mönche, was immer von den Weisen in der Welt als existent behauptet wird, sage auch ich, dass es existiert. Und was immer von den Weisen in der Welt als nicht existent behauptet

 

wird, sage auch ich, dass es nicht existiert. Ich streite nicht mit der Welt, die Welt streitet mit mir.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

37. JENE, DEREN REDE OHNE FEHL IST

 

 

 

Am 21. Februar 1983, als Luang Pu ernsthaft krank war und sich im ChulalongkornKrankenhaus in Bangkok aufhielt, kam Luang Pu Saam Akiñcano, um ihn im Krankenzimmer zu besuchen. Zu dieser Zeit ruhte Luang Pu. Luang Pu Saam setzte sich neben ihn und legte seine Hände respektvoll aneinander. Auch Luang Pu legte seine Hände respektvoll aneinander. Dann saßen die beiden für eine Weile vollkommen still. Schließlich, nach einer sehr langen Zeit, legte Luang Pu Saam seine Hände erneut respektvoll aneinander und sagte:

 

„Ich werde jetzt gehen.

 

„OK“, entgegnete Luang Pu.

 

Für die gesamten zwei Stunden war dies die einzigen Worte, die ich sie sagen hörte. Nachdem Luang Pu Saam gegangen war, konnte ich nicht anders, als Luang Pu zu fragen: „Luang Pu Saam kam und saß hier für eine lange Zeit. Warum sagten sie nichts zu ihm?“

 

Luang Pu entgegnete:

 

 

 

„Die Aufgabe ist erledigt, daher gibt es keinen Anlass noch irgendetwas mehr zu sagen.“

 

 

 

 

 

 

 

38. DIE PERFEKTION DER AUSDAUER DES ERTRAGENS

 

 

 

Während all den vielen Jahren, in denen ich in der Nähe von Luang Pu lebte, sah ich ihn nie auf eine Weise handeln, die andeuten würde, dass er durch irgendetwas derart genervt war,

 

sodass er es nicht aushielte und ich hörte ihn sich nie über irgendeine Schwierigkeit beschweren. Zum Beispiel, als er der älteste Mönch bei einer Festveranstaltung war, regte er sich nie auf oder orderte die Gastgeber an, etwas zu ändern, damit es ihm passte. Wann immer er zu einem Ort eingeladen wurde, an dem er über lange Zeit sitzen musste oder wo das Wetter heiß und feucht war, beschwerte er sich nie. Wenn er krank war und Schmerzen hatte oder wenn sein Essen spät kam, egal wie hungrig er war, er nörgelte nie. Wenn das Essen fad und geschmacklos war, fragte er nie nach etwas, um es zu würzen. Auf der anderen Seite, wenn er irgendeinen anderen Mönch sah, der sich aufregte, um besondere Behandlung von anderen Leuten zu erhalten, kommentierte er:

 

 

 

„Du kannst nicht einmal dieses kleine Ding aushalten? Wenn du dies nicht aushältst,

 

wie willst du gegen Befleckungen und Begehren gewinnen?“

 

 

 

 

 

 

 

39. KEIN ÄRGER DURCH SEINE WORTE

 

 

 

Luang Pu war direkt in seinen Reden, denn er pflegte nur von Dingen zu sprechen, die einem Zweck dienten. Er erzeugte nie irgendwelchen Ärger für sich oder für andere durch seine Worte. Selbst wenn Leute ihn reizten, damit sie hören könnten, wie er andere kritisiert, fiel er nie darauf herein. Oft kamen Leute, die zu ihm sagten: „Luang Pu, was ist der Grund dafür, dass einige unserer nationalen berühmten Prediger es mögen andere zu attackieren oder die Gesellschaft zu denunzieren oder andere Senior Mönche zu kritisieren? Selbst wenn man mich bezahlen würde, ich könnte solche Mönche nicht respektieren.“

 

Luang Pu würde antworten:

 

„Das ist die Stufe ihres Wissens und Verstehens. Sie sagen, was einfach zu ihrer Stufe

 

des Wissens passt. Niemand bezahlt dich dafür sie zu respektieren. Wenn du sie nicht

 

respektieren willst, dann respektiere sie nicht. Sie haben wahrscheinlich nichts

 

dagegen.“

 

 

 

 

 

40. MÖNCHE, DIE GEISTER SCHIKANIEREN

 

 

 

Im Allgemeinen mochte Luang Pu es, Mönche und Novizen dazu zu ermutigen, spezielles Interesse in der Übung des Wanderns im Wald (dhutanga) zu erwecken, um zu meditieren und asketische Praktiken zu befolgen. Einmal, als eine große Zahl seiner Schüler – sowohl Ältere als auch Jüngere – zu einer Versammlung zusammenkamen, ermutigte er sie, die Abgeschiedenheit in der Wildnis zu suchen, in den Bergen zu leben oder in Höhlen, mit dem Zweck, ihre Praxis zu beschleunigen.

 

Auf diese Weise würden sie in der Lage sein, sich von ihren niederen Zuständen des Geistes zu befreien.

 

Einer der Mönche sagte unbedacht: „Ich wage es nicht, zu solchen Plätzen zu gehen, Herr. Ich fürchte, dass Geister mich schikanieren könnten.“

 

Luang Pu entgegnete wie aus der Pistole geschossen:

 

 

 

„Wo gab es jemals Geister, die Mönche schikanieren? Es gibt nur Mönche, die Geister schikanieren – und sie machen eine riesige Inszenierung obendrein. Denk darüber nach. Nahezu all die materiellen Dinge, welche von Laien als Spende gebracht werden, sind dazu da, den Verdienst den Geistern ihrer Angehörigen und Verwandten zu widmen: ihren Eltern, ihren Großeltern, ihren Brüdern und Schwestern. Und verhalten wir Mönche uns auf eine angemessene Art? Welche geistigen Eigenschaften haben wir, den Verdienst zu diesen Geistern zu senden? Sei vorsichtig, dass du nicht ein Mönch wirst, der Geister schikaniert.“

 

 

 

 

 

 

 

41. NETT, ABER...

 

 

 

Im Moment gibt es eine Menge Meditierende, die begeistert sind von neuen Lehrern und Meditationszentren. Gerade so wie Lottobegeisterte aufgeregt werden durch Mönche, die Lottozahlen vorhersagen oder Amulettbegeisterte aufgeregt werden durch Mönche, die starke Amulette machen, so werden Vipassana Begeisterte aufgeregt durch Vipassana Lehrer. Eine Menge von diesen Leuten, wenn sie von einem Lehrer eingenommen sind, werden diesen Lehrer anderen anpreisen und versuchen andere zu überreden, um ihre Meinung und ihren Respekt für den Lehrer zu teilen.

 

Und besonders im Moment gibt es bekannte Redner, die ihre Dhamma Gespräche aufnehmen und im ganzen Land verkaufen. Eine Frau brachte einmal viele Kassetten von einem Vortrag eines bekannten Redners für Luang Pu mit, damit er sie sich anhören konnte, aber er hörte sie sich nicht an. Ein Grund war, dass er nie ein Radio oder einen Kassettenspieler seit dem Tag seiner Geburt besessen hatte. Angenommen, er hätte einen gehabt, so hätte er nicht gewusst, wie man ihn einschaltet. Später brachte jemand einen Kassettenspieler und spielte viele dieser Kassetten für Luang Pu ab, damit er sie sich anhören konnte. Danach fragte sie ihn, was er dachte.

 

Er sagte:

 

„Nett. Er hat eine schöne Art sich auszudrücken und eine Fülle an Worten, aber ich konnte keinerlei „Substanz“ in ihnen finden. Jedes Mal, wenn man zuhört, sollte man fähig sein, den Geschmack des Studiums, der Praxis und der Erkenntnis zu erfahren.

 

Dann hat das ganze „Substanz“.

 

 

 

 

 

42. MEDITIERENDE, DIE UNSICHER SIND

 

 

 

Zur Zeit sind viele Menschen, die an der Übung der Meditation interessiert sind, äußerst verwirrt und voller Zweifel über die korrekte Art zu praktizieren. Dies trifft besonders für Menschen zu, die gerade beginnen, sich dafür zu interessieren. Der Grund hierfür ist, dass Meditationslehrer Anweisungen zur Praxis geben, die sich oft widersprechen. Was das Schlimmste ist, anstatt die Dinge auf eine faire und objektive Art zu erklären, scheinen diese Lehrer ungern zuzugeben, dass andere Lehrer oder Methoden der Praxis auch richtig sein könnten. Es gibt nicht wenige, die tatsächlich Verachtung für andere Methoden zeigen.

 

Da oft Menschen mit einer solchen Art von Zweifel Luang Pu um seinen Rat baten, hörte ich ihn häufig die Dinge auf diese Weise erklären:

 

 

 

„Wenn du beginnst, die Meditation zu üben, kannst du mit jeder Methode anfangen, weil sie alle zum selben Ergebnis führen. Der Grund, warum es so viele Methoden gibt, ist, weil Menschen verschiedene Neigungen haben. Deshalb muss es verschiedene Bilder, auf die man sich konzentriert, oder Worte, die man wiederholt, geben – so wie „buddho“ oder „arahang“ – als Mittel, dem Geist für den ersten Schritt einen Punkt zu geben, an dem er sich sammeln und beruhigen kann. Wenn der Geist sich gesammelt hat und ruhig ist, fällt das Meditationswort von alleine weg und dort fallen alle Methoden auf denselben Weg, mit demselben Wohlgeschmack. In anderen Worten, Meditation hat Einsicht als ihren unübertrefflichen Zustand und Befreiung als ihre Essenz.“

 

 

 

 

 

 

 

43. WO MAN WOHNT, SOLLTE MAN DARÜBER WOHNEN

 

 

 

Jeder, der kam, um Luang Pu Respekt zu erweisen, würde das Gleiche sagen: Selbst obwohl er fast 100 Jahre alt war, war sein Aussehen strahlend und seine Gesundheit stark. Selbst jene, die meistens in seiner Nähe lebten, sahen selten, dass sein Gesicht sich verdunkelte, dass er erschöpft aussah oder dass er Falten bekam durch Missfallen oder Schmerz. Sein normaler Zustand war es ,  ruhig und heiter zu allen Zeiten zu sein. Er hatte wenige Krankheiten und war immer in guter Stimmung, nie aufgeregt wegen Ereignissen oder beeinflusst durch Lob oder Tadel. Einmal, mitten in einer Versammlung von älteren Meditationsmönchen, welche sich darüber unterhielten, wie man den normalen Zustand des Geistes jener beschreibt, welche über dem Leiden leben, sagte Luang Pu:

 

 

 

„Nicht besorgt sein, nicht gebunden sein: Das ist die geistige Wohnstätte jener, die praktizieren.“

 

 

 

 

 

 

 

44. AUSSCHAU NACH NEUEN LEHRERN

 

 

 

Menschen, die derzeit Dhamma praktizieren, sind von zweierlei Art. Die Ersten sind jene, die, wenn sie die Prinzipien der Praxis lernen oder Anweisungen von einem Lehrer erhalten und zum Pfad gelangen, erpicht versuchen, diesem Pfad bis zum äußersten ihrer Fähigkeiten zu folgen. Die andere Art sind jene , welche – selbst wenn sie gute Anweisungen von ihrem Lehrer erhalten  und die korrekten Prinzipien der Praxis erlernt haben –,  ohne ernsthaften Eifer sind. Ihre Anstrengungen sind schwach. Zur selben Zeit halten sie Ausschau nach anderen Lehrern in anderen Zentren. Wo immer sie hören, dass sich dort ein guter Lehrer aufhält, gehen sie hin. Meditierende dieser Art gibt es viele.

 

Luang Pu riet seinen Schülern einmal:

 

 

 

„Wenn ihr zu vielen Zentren geht und mit vielen Lehrern studiert, wird eure Praxis keine Resultate bringen, denn wenn ihr zu vielen Zentren geht, ist es, als ob ihr jedes Mal wieder und wieder zurück zum Start geht. Ihr entwickelt keine sicheren Grundsätze in eurer Praxis. Manchmal werdet ihr unsicher und verwirrt. Euer Geist ist nicht gefestigt. Eure Praxis entartet und macht keinen Fortschritt.“

 

 

 

 

 

 

 

45. FESTHALTEN VS. BEISEITELEGEN

 

 

 

Schüler und Praktizierende des Dhamma sind von zweierlei Art. Die erste Art sind jene,welche ernsthaft studieren und praktizieren, um Befreiung vom Leid zu erlangen.

 

Zur zweiten Art gehören jene, welche studieren und praktizieren, um mit ihren Leistungen zu prahlen und um ihre Tage mit Argumenten zu verbringen, in dem Glauben, sich eine Menge Texte merken zu können oder in der Lage zu sein, viele Lehrer zu zitieren sei ein Zeichen ihrer eigenen Wichtigkeit. Oft wenn Menschen dieser zweiten Art kamen, um Luang Pu zu sehen, teilten sie ihm ihr Wissen und ihre Ideen bis ins Detail mit, anstatt ihn um Rat zu bitten, wie man richtig praktiziert. Trotzdem war er immer in der Lage, dazusitzen und ihnen zuzuhören. Sobald sie mit ihren Erklärungen fertig waren , hatte er vielmehr noch eine Anmerkung , die er den ihren hinzufügen wollte:

 

 

 

„Jene, die besessen sind von Schriften und Lehrern, werden nicht in der Lage sein, Befreiung vom Leid zu erlangen. Aber dennoch hängen jene, welche Befreiung vom Leid erlangen wollen , von Schriften und Lehrern ab.“

 

 

 

 

 

 

 

46. WENN DER GEIST SICH WEHRT RUHIG ZU WERDEN

 

 

 

In der Übung der Konzentration ist es unmöglich, dass jeder gleichschnell Ergebnisse erzielen wird. Einige Leute bekommen schnell Ergebnisse, andere bekommen langsam Ergebnisse. Es gibt sogar jene, welche anscheinend überhaupt nie eine Kostprobe von Ruhe erlangen.

 

Dennoch sollten sie nicht entmutigt werden. Der Akt der Anstrengung im Bereich des Herzens ist für sich eine höhere Form von Verdienst und Fertigkeit als der Akt des Gebens oder das Befolgen der Tugendregeln. Eine große Anzahl von

 

Luang Pu‘s Schülern fragten ihn:

 

 

 

 

 

„Ich versuche nun seit einer langen Zeit, mich in Konzentration zu üben, aber mein Geist war nie ruhig. Er wandert weiterhin nach außen ab. Gibt es einen anderen Weg, den ich praktizieren könnte?“

 

Luang Pu würde manchmal diese andere Methode empfehlen:

 

„Wenn der Geist nicht ruhig ist, kann man zumindest sicherstellen, dass er nicht weit abwandert. Nutze deine Achtsamkeit, um achtsam alleine beim Körper zu bleiben.

 

Schau, dass du ihn als unbeständig, leidvoll und Nicht-Selbst siehst. Entwickle die Wahrnehmung seiner Unschönheit, ohne irgendein Wesen , das er an sich haben könnte. Wenn der Geist auf diese Weise klar sieht, wird dies eine Empfindung von Bestürzung, Desillusionierung und Leidenschaftslosigkeit in ihm aufsteigen lassen. Auch dies kann die Gruppen der Anhaftung durchschneiden.“

 

 

 

 

 

 

 

47. DIE WAHRE GRUNDLAGE DES DHAMMA

 

 

 

Es gibt ein Ding, worüber Meditierende liebend gerne reden, und das ist: „Was sieht man, wenn man in Meditation sitzt? Was erscheint, wenn man meditiert?“ Sie monieren, dass sie für eine lange Zeit in Meditation gesessen sind und ihnen nichts zum Sehen erschienen ist.

 

Oder sie reden die ganze Zeit darüber, dass sie dieses Ding oder jenes sehen. Das führt dazu, dass einige Leute die Dinge missverstehen. Sie denken, wenn man meditiert, bekommt man zu sehen, was man sehen will.

 

Luang Pu würde diese Leute warnen, dass diese Art von Bestrebung vollkommen falsch ist, da das Ziel der Meditation darin besteht, in die wahre Grundlage des Dhamma einzutreten.

 

 

 

 

 

„Die wahre Grundlage des Dhamma ist der Geist, deshalb konzentriert euch auf das Beobachten des Geistes. Werde so , dass du deinen eigenen Geist ganz verstehen kannst. Wenn du deinen Geist vollständig verstehst, hast du genau dort die Grundlage des Dhamma gefunden.“

 

 

 

 

 

 

 

48. EINE WARNUNG, NICHT UNACHTSAM ZU SEIN

 

 

 

Um jede Unachtsamkeit oder Nachlässigkeit im Verhalten seiner Mönche und Novizen abzuwehren, würde Luang Pu eine scharfe Weise wählen, sie zu tadeln:

 

 

 

„Laienanhänger arbeiten hart für ihren Lebensunterhalt mit einer Menge Schwierigkeiten, um materielle Dinge zu erlangen, das Essen und das Geld, welches sie benötigen, um ihre Familien zu unterstützen, ihre Kinder und Enkelkinder. Egal wie müde oder erschöpft sie sind, müssen sie sich weiter abmühen. Zur selben Zeit wollen sie Verdienst erlangen, was der Grund dafür ist, warum sie etwas von ihrem Besitz opfern. Sie stehen früh am Morgen auf, um gutes Essen zuzubereiten, damit sie es in unsere Almosenschalen geben können. Bevor sie das Essen in unsere Schalen geben, heben sie es über ihre Köpfe und sprechen einen Wunsch. Wenn sie mit dem Geben des Essens in die Schale fertig sind, treten sie zurück, hocken sich nieder und heben nochmals ihre Hände in Respekt. Sie tun dies, weil sie Verdienste durch das Unterstützen unserer Praxis wollen.

 

 

 

„Und welchen Verdienst gibt es in unserer Praxis, den wir ihnen geben können? Habt ihr euch auf eine Weise verhalten, dass ihr es verdient, deren Essen zu erhalten und es zu essen?“

 

 

 

 

 

 

 

49. MANCHMAL SCHIMPFTE ER

 

 

 

Ajahn Samret hatte als Kind ordiniert und war Mönch, bis er fast 60 Jahre alt war. Er ist ein Lehrer für Meditation gewesen, streng in seiner Praxis, hatte einen guten Ruf und wurde von vielen Menschen respektiert. Aber er schaffte nicht den ganzen Weg. Die Höhe seines Geistes verfiel, weil er sich in die Tochter eines Unterstützers verliebte. So kam er, um sich von Luang Pu die Erlaubnis zum Entroben zu holen, um danach zu heiraten. Jeder war schockiert über diese Neuigkeit und sie glaubten nicht, dass es womöglich wahr sein könnte, denn ausgehend von seiner Praxis nahmen sie an, er würde bis zum Ende seiner Tage ein kontemplatives Leben führen. Wenn die Neuigkeiten wahr waren, würde es ein herber Rückschlag für die meditative Gemeinschaft sein. Aus diesem Grund versuchten langordinierte Mönche und seine Schüler alles, was sie konnten, um ihn davon zu überzeugen, nicht zu entroben. Besonders Luang Pu verlangte nach ihm und versuchte ihm seine Pläne auszureden, aber ohne Wirkung. Schließlich sagte Ajahn Samret zu ihm: „Ich kann nicht weiter bleiben.

 

Jedes Mal, wenn ich sitze und meditiere, sehe ich ihr Gesicht direkt vor mir schweben.“

 

Luang Pu antwortete mit lauter Stimme:

 

 

 

„Das ist, weil du nicht über deinen eigenen Geist meditierst. Du meditierst über ihren Hintern, deshalb siehst du natürlich weiterhin ihren Hintern. Raus hier. Du kannst gerne hingehen, wo immer du willst.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

50. NICHT ABGELENKT

 

 

 

Ich lebte mit Luang Pu für mehr als dreißig Jahre zusammen und kümmerte mich um all seine Bedürfnisse bis ans Ende seines Lebens. Ich merkte, dass seine Praxis in Übereinstimmung mit dem Dhamma und dem Vinaya war, in Übereinstimmung mit dem Pfad, der ausschließlich zur Befreiung vom Leiden führt. Er war nie abgelenkt von magischen Sprüchen, heiligen Talismanen oder irgendwelchen anderen dubiosen Aktivitäten, nicht einmal das geringste bisschen. Wenn Menschen ihn baten, sie zu segnen, indem er auf ihre Köpfe pustete, würde er fragen: „Warum sollte ich auf deinen Kopf pusten?“ Wenn Menschen ihn baten, glückbringende Zeichen auf ihre Autos anzubringen, würde er sagen:

 

„Warum glückbringende Zeichen aufbringen?“ Wenn Menschen ihn baten, einen glückbringenden Tag oder Monat für ihre Aktivitäten zu bestimmen, würde er sagen: „Alle Tage sind gut.“ Oder wenn er Betel kaute und Menschen würden ihn um die gekauten Rückstände bitten, hätte er gesagt:

 

 

 

„Warum würdest du das wollen? Es ist dreckig.“

 

 

 

 

 

 

 

51. EINFACH EINE BEWEGUNG

 

 

 

Es gab Zeiten, an denen ich unruhig war, fürchtete, dass es vielleicht falsch war, Partei für jene zu ergreifen, die Luang Pu einredeten, Dinge zu tun, an deren Ausführung er nicht interessiert war. Das erste Mal war, als er an der Eröffnungszeremonie für das Phra Ajahn Mun Museum im Wat Pa Sutthaavaat in Sakon Nakhorn teilnahm.

 

Es gab dort viele Meditationslehrer und viele Laien, welche zu den Lehrern gingen, um ihnen Respekt zu erweisen und um einen Gefallen zu bitten. Viele Leute baten Luang Pu danach, auf ihren Kopf zu pusten. Als ich ihn ohne Erwiderung nur dasitzen sah, bat ich ihn eindringlich: „Bitte, tun sie es einfach, damit sie es hinter sich bringen.“ Also pustete er auf ihre Köpfe. Nach einer Weile würde er vielleicht nicht mehr aufhören können und würde dann auch noch glückbringende Zeichen an ihre Autos anbringen. Wenn er ihren Anfragen nach Amuletten gegenüber überdrüssig werden würde, würde er ihnen vielleicht erlauben, Amulette in seinem Namen zu machen. Wenn er Mitleid mit ihnen hätte, würde er die „Siegeskerze“ während ihrer Rezitationsrituale anzünden und würde an ihren Zeremonien für die Weihung der Amulette teilnehmen. Aber dann fühlte ich mich äußerst erleichtert, als Luang Pu sagte:

 

 

 

„Mein Tun solcher Dinge ist einfach eine äußere körperliche Bewegung in Übereinstimmung mit sozialen Normen. Es ist keine Bewegung des Geistes, die zu Zuständen des Werdens, Ebenen des Daseins oder überhaupt auf irgendeine Weise zu Pfad, Verwirklichung und Nibbāna führt.“

 

 

 

 

 

 

 

52. GRÖSSE DER GELEGENHEIT

 

„Alle 84.000 Abschnitte des Dhamma sind einfach Strategien, um Menschen dazu zu bringen umzukehren und den Geist zu betrachten. Es gibt viele Lehren Buddhas, weil es viele geistige Befleckungen bei den Menschen gibt. Dennoch ist der Weg, um dem Leiden ein Ende zu setzen, nur einer: Nibbāna. Die Gelegenheit, die wir haben, um das Dhamma richtig zu praktizieren, ist selten.

 

Wenn wir sie vorbeiziehen lassen, werden wir keine Chance haben, in diesem Leben Befreiung zu erfahren und wir werden uns für lange Zeit in falschen Ansichten verlieren, bevor wir wieder auf genau dasselbe Dhamma treffen. Deshalb sollten wir uns jetzt, wo wir die Lehren Buddhas kennengelernt haben, uns beeilen und üben, um Befreiung zu erlangen. Andernfalls werden wir diese gute Gelegenheit verpassen. Wenn die Edlen Wahrheiten vergessen worden sind, wird Dunkelheit die Wesen für eine lange Zeit mit einer Masse an Leid überwältigen.“

 

 

 

 

 

 

 

53. DIE GRENZEN DER WISSENSCHAFT

 

 

 

Es kam nicht nur einmal vor , dass Luang Pu Dhamma mit Hilfe von Vergleichen lehrte. Einmal sagte er:

 

 

 

„Oberflächliche Einsicht ist die Einsicht aufgrund von Annahmen. Sie kann den Geist nicht über Nibbāna erleuchten. Man hängt von der Weisheit des Edlen Achtfachen Pfades ab, wenn man dabei ist, Nibbāna zu erfassen und zu verwirklichen. Das Wissen von Wissenschaftlern wie Einstein ist gross und sehr tauglich. Es kann das kleinste Atom teilen und in die vierte Dimension eintreten. Aber Einstein hatte keine Ahnung von Nibbāna, was der Grund dafür ist, warum er Nibbāna nicht erfassen konnte.“

 

„Nur der Geist, der mit Hilfe des Edlen Achtfachen Pfades erleuchtet wurde, kann zu wirklichem Erwachen führen, vollem Erwachen, komplettem Erwachen. Nur das kann zur Befreiung von Leid führen,  zu Nibbāna.“

 

 

 

 

 

54. WIE MAN LEID LÖSCHT

 

 

 

1977 überkamen viele unerwünschte Ereignisse die leitenden Angestellten des Innenministeriums – Verlust von Vermögen, Verlust von Status, Kritik und Leid. Und natürlich verbreitete sich der Schmerz und Kummer und beeinflusste somit auch ihre Frauen und Kinder. So kamen eines Tages einige ihrer Frauen zu Luang Pu, um ihm Respekt zu erweisen und erzählten ihm von ihrem Leid, sodass er ihnen Rat geben könnte, wie es zu überwinden sei.

 

Er erzählte ihnen:

 

„Man sollte nicht traurig sein oder äußerliche Dinge vermissen, die vergangen und vorbei sind, weil solche Dinge ihre Funktion korrekt und auf höchst vollendete Weise

 

erfüllt haben.“

 

 

 

 

 

 

 

55. DIE WAHRHEIT IST IMMER DIE SELBE

 

 

 

Viele belesene Menschen würden anmerken, dass Luang Pu‘s Lehren denen des Zen oder der Plattform Sutra sehr ähneln. Ich befragte ihn sehr oft darüber und schließlich antwortete er auf unpersönliche Weise:

 

 

 

„Alle Wahrheiten des Dhamma sind bereits in der Welt vorhanden. Als der Buddha zu jenen Wahrheiten erwachte, brachte er sie ans Licht, um sie den Wesen der Welt zu lehren.

 

Nun, da die Wesen verschiedene Neigungen haben – grob oder fein – musste er eine Menge Worte benutzen: insgesamt 84.000 Abschnitte des Dhamma.

 

Wenn weise Menschen versuchen die Worte auszuwählen, die am besten dazu geeignet sind, denjenigen, die die Wahrheit anstreben, die Wahrheit zu erklären, dann müssen sie solche Methoden der Wahrheit anwenden, die man als die korrektesten und vollständigsten betrachtet, ohne sich in geringster Weise um Worte zu kümmern oder an den Buchstaben der Texte hängen zu bleiben.“

 

 

 

 

 

 

 

56. VERFEINERT

 

 

 

Ajahn Bate aus dem Waldkloster Khoke Mawn kam, um sich mit Luang Pu über die Praxis der Konzentration zu unterhalten: „Ich habe Konzentration seit langer Zeit geübt, bis zu der Stufe, in der ich in „Voller Sammlung“ (appanā samādhi) für lange Zeit verweilen kann.

 

Wenn ich die Meditation beende, gibt es Zeiten, an denen ich noch lange danach begeisterte Erleichterung fühle. Manchmal ist da ein klares Licht und ich kann den Körper vollkommen verstehen. Gibt es sonst noch irgendetwas, das ich als nächstes tun sollte?“

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Nutze diese Kraft der „Vollen Sammlung“ um den Geist zu untersuchen. Dann lass alle Beschäftigungen sein, sodass überhaupt nichts übrig bleibt.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

57. LEER

 

 

 

Zu einer späteren Zeit kam Ajahn Bate zusammen mit zwei anderen Mönchen und einer großen Zahl von Laien, um Luang Pu Respekt zu erweisen.

 

Nachdem Luang Pu die Neuankömmlinge dahingehend beraten hatte, wie man praktiziert, befragte Ajahn Bate Luang Pu nochmals über den Rat, den er bei seinem letzten Besuch erhalten hatte. „Alle Objekte loszulassen ist etwas, dass ich nur kurzzeitig tun kann“, sagte er. „Ich kann auf diese Art nicht lange verweilen.“

 

Luang Pu sagte:

 

 

 

„Selbst wenn du für einen Moment alle Objekte loslassen kannst, wenn du nicht wirklich mit dem Geist beschäftigt bist oder deine Achtsamkeit nicht vollständig gegenwärtig ist, kann es sein, dass du einfach ein offensichtliches Objekt losgelassen hast und zu einem feineren Objekt gegangen bist. Deshalb musst du alle Gedanken stoppen und den Geist in „Nichtsheit“ (nothingness) zur Ruhe bringen.“

 

 

 

 

 

 

 

58. NICHT GANZ SO KLAR

 

 

 

Jemand sagte: „Ich las die Passagen in Ihrer Biographie, wo es heißt, dass während Sie auf Wanderung waren, Sie zu einem guten Verständnis über das Thema des Geistes kamen, welcher Befleckungen zusammenbraut wie auch der Befleckungen, die den Geist zusammenbrauen. Was bedeutet das?“

 

 

 

 

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

‚Der Geist braut Befleckungen zusammen’ gehört zu den den Geist zwingenden Gedanken, Worten ,  und Taten, die  äußere Dinge entstehen lassen, machen sie zu guten , machen sie zu schlechten Dingen und lassen dadurch Resultate von Kamma entstehen, an die man dann anhaftet und denkt: ‚Das bin Ich. Das ist mein Selbst. Das ist mein. Das ist ihres.’

 

’Befleckungen, die den Geist zusammenbrauen’ bezieht sich auf die äußeren Dinge, die in den Geist treten und ihn zwingen, sich ihren Vorgaben zu unterwerfen, so dass er

 

an der Vorstellung eines ihm gehörenden Selbst festhält und dadurch Dinge annimmt, die ihn von der Wahrheit ablenken.“

 

 

 

 

 

 

 

59. WISSEN DURCH STUDIEREN VS. WISSEN DURCH PRAXIS

 

 

 

Jemand fragte: „Stimmen die Lehren über Tugend, Konzentration, Einsicht und Befreiung, die ich mir aus Büchern und von Lehren verschiedener Ajahns gemerkt habe, im Wesentlichen überein mit Luang Pu|‘s Verständnis der Dinge?“

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Tugend meint die Normalität des Geistes, der frei von Fehlern ist, der Geist, der sich gegen das Tun von jeglichem Schlechten gerüstet hat. Konzentration ist das Ergebnis, das durch das Aufrechterhalten dieser Tugend entsteht, d.h. ein Geist mit Festigkeit, mit Stille als der Stärke, die ihn weiter zum nächsten Schritt schickt. Einsicht – „was weiß“ – ist ein leerer Geist, leicht und ungezwungen, der die Dinge klar sieht, durch und durch, so wie sie wirklich sind. Befreiung ist ein Geist , der in die Leerheit von  jener Leerheit gelangt. In anderen Worten, er lässt die Leichtigkeit los und verlässt eine Ebene, wo er nichts ist und nichts hat, wo überhaupt kein Gedanke mehr übrig bleibt.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

60. EINE STRATEGIE UM ANHAFTUNG ZU LÖSEN

 

 

 

Jemand sagte: „Wenn ich den Geist zur Ruhe bringe, versuche ich ihn fest in dieser Ruhe zu halten. Aber wenn er auf ein Objekt oder eine Ablenkung trifft, neigt er weiterhin dazu, die Grundlage zu verlieren, die ich versuche aufrechtzuerhalten.“

 

Luang Pu erwiderte:

 

 

 

„Wenn dass der Fall ist, dann zeigt es, dass deine Konzentration nicht belastbar genug ist. Wenn diese Ablenkungen besonders stark sind – und besonders, wenn sie deine Schwachpunkte betreffen – musst du mit Hilfe der Methoden der Einsicht mit ihnen umgehen. Beginne damit, die gröbste natürliche Erscheinung zu kontemplieren – den Körper – und analysiere ihn bis ins Detail. Wenn du ihn kontempliert hast, sodass er vollkommen klar ist, gehe dazu über, geistige Phänomene zu kontemplieren – irgend ein Gegensatzpaar, das Du schon einmal analysiert hast, so wie schwarz und weiß oder dunkel und hell.“

 

 

 

 

 

61. ÜBERS ESSEN

 

 

 

Eine Gruppe von Mönchen kam vor dem Retreat in der Regenzeit, um Luang Pu ihren Respekt zu erweisen. Einer von ihnen sagte: „Ich meditiere seit einer langen Zeit und habe etwas Ruhe erlangt, aber ich habe ein Problem damit Fleisch zu essen. Selbst wenn ich nur Fleisch ansehe, bedauere ich das Tier, zu dem das Fleisch gehört, dass es sein Leben opfern musste, damit ich es verzehren kann. Es ist, als ob es mir wirklich an Mitgefühl mangelt.

 

Wenn ich mir darüber Sorgen mache, finde ich es schwierig, meinen Geist zu Ruhe zu bringen.

 

Luang Pu sagte:

 

 

 

„Wenn ein Mönch vier Bedarfsgegenstände zu sich nimmt, sollte er sie zuerst kontemplieren. Wenn er, beim Kontemplieren, sieht, dass Essen von Fleisch eine Form der Unterdrückung ist und er einen Mangel an Mitgefühl für Tiere zeigt, sollte er vom Essen von Fleisch abstehen und anstelle vegetarische Nahrung zu sich nehmen.“

 

 

 

 

 

 

 

62. MEHR ÜBERS ESSEN

 

 

 

Etwa drei oder vier Monate später kam dieselbe Gruppe von Mönchen nach dem Regenzeit-Retreat zu Luang Pu, um ihren Respekt zu erweisen. Hierbei erzählten sie ihm: „Wir aßen vegetarisches Essen während der gesamten Regenzeit, aber es war sehr schwer. Die Laien im Dorf Khoke Klaang im Bezirk Praasaat, wo wir uns aufhielten, wussten nichts über vegetarisches Essen. Wir hatten Schwierigkeiten, irgendwelche zu finden und es war mühsam für die Leute, die uns unterstützten. Der Gesundheitszustand einiger Mönche verschlechterte sich und einige von uns schafften es fast nicht durch das Regenzeit Retreat. Wir waren nicht in der Lage, uns in unserer Meditation so zu bemühen, wie wir es hätten tun sollen.“

 

Luang Pu sagte:

 

 

 

„Wenn ein Mönch vier Bedarfsgegenstände zu sich nimmt, sollte er sie zuerst kontemplieren.

 

Wenn er, beim Kontemplieren sieht, dass das Essen vor ihm – ob es Gemüse, Fleisch, Fisch oder Reis ist – in dreierlei Weise rein ist, wenn er nicht gesehen oder gehört noch vermutet, dass ein Tier extra, um ihm dieses Essen liefern zu können, getötet wurde und wenn er das Essen auf ethischem Weg erhalten hat; die Laienanhänger es aus Vertrauen heraus gespendet haben, dann sollte er fortfahren und diese Nahrung essen. So haben auch eure Lehrer es praktiziert.“

 

 

 

 

 

 

 

63. NOCH MEHR ÜBER ESSEN

 

 

 

Am zweiten Tag des abnehmenden Mondes im dritten Monat 1979 hielt sich Luang Pu im Waldkloster Prakhonchai auf. Nach 20 Uhr kam eine Gruppe von Mönchen, die gerne herumwanderten und ihre Zelte in der Nähe von bewohntem Gebiet aufstellen, zum Kloster, um dort ebenfalls die Nacht zu verbringen. Nachdem sie Luang Pu ihren Respekt erwiesen hatten, sprachen sie darüber, was sie für das besondere Merkmal ihrer Praxis hielten und sagten: „Jene, die Fleisch essen, unterstützen das Töten von Tieren. Jene, die nur Gemüse essen, zeigen ein hohes Maß an Mitgefühl. Der Beweis dafür ist, dass, wenn man zum Essen von Gemüse wechselt, der Geist ruhiger und kühler wird.

 

Luang Pu erwiderte:

 

 

 

„Das ist sehr gut. Der Umstand, dass ihr Vegetarier sein könnt, ist sehr gut und ich möchte meine Bewunderung ausdrücken.

 

Für jene, die immer noch Fleisch essen, wenn dieses Fleisch auf dreierlei Weise rein ist – wenn sie nicht gesehen oder gehört haben oder vermuteten, dass ein Tier extra getötet wurde, um ihnen das Essen zu liefern – und sie es auf reine Weise erhalten haben, dann ist das Essen von Fleisch in keiner Weise gegen das Dhamma und Vinaya. Aber wenn ihr sagt, dass euer Geist ruhig und kühl wird, ist dies das Ergebnis der Stärke, die davon kommt, dass man erpicht darauf ist, korrekt, in Übereinstimmung mit dem Dhamma und Vinaya, zu praktizieren. Es hat überhaupt nichts mit dem neuen oder alten Essen in eurem Magen zu tun.“

 

 

 

 

 

 

 

64. GESCHÄFTLICHE PRAKTIKEN & DHAMMA PRAXIS

 

 

 

Eine Gruppe von Kaufleuten sagte: „Wir haben unser Pflichten als Kaufleute, was bedeutet, dass wir manchmal Dinge übertreiben müssen oder übermäßigen Gewinn nehmen, aber wir sind extrem am Praktizieren von Konzentration interessiert und haben bereits zu üben begonnen. Einige Menschen haben uns jedoch erzählt, dass mit unserem Lebenserwerb keine Meditationspraxis möglich ist. Was sagen sie über dies, Luang Pu? Denn sie sagen, es sei eine Sünde zu verkaufen, um Profit zu machen.“

 

Luang Pu sagte:

 

„Um zu überleben, braucht jede Person eine Beschäftigung und jede Beschäftigung hat ihre eigenen Normen darüber, was richtig und angemessen ist. Wenn ihr solchen Normen auf angebrachte Weise folgt, zählt das als neutral – nicht verdienstvoll, nicht sündig.

 

Soweit es die Dhammapraxis betrifft, so ist das etwas, das ihr tun solltet, da nur jene, die das Dhamma praktizieren, bereit sind, unter allen Umständen zu arbeiten.“

 

 

 

 

 

 

 

65. BEGRABENE ERINNERUNGEN

 

 

 

Einmal, als Luang Pu sich im Waldkloster Yothaaprasit aufhielt, kam eine große Zahl von Mönchen und Novizen, um ihm ihren Respekt zu erweisen. Nachdem sie seinen Lehren zugehört hatten, sagte Luang Taa Ploi – der erst ordinierte, als er schon alt war, jedoch gut beherrscht war, was seine Praxis betraf – zu Luang Pu: „Ich habe vor ziemlich langer Zeit ordiniert, aber ich kann immer noch nicht meine Anhaftungen an die Vergangenheit lösen.Egal, wie fest ich meinen Geist an die Gegenwart binde, erkenne ich, dass die Achtsamkeit verfließt und ich weiter zurückgleite. Können sie mir eine weitere Methode nennen, diese Art von Dingen zu stoppen?“

 

Luang Pu erwiderte:

 

 

 

„Lass den Geist sich nicht mit Äußerlichkeiten beschäftigen. Wenn deine Achtsamkeit sich verringert, dann bringe sie , sobald du dir dessen bewusst wirst, wieder zurück. Lass nicht zu, dass dein Geist sich schlechten, angenehmen oder schmerzvollen Angelegenheiten zuwendet. Fall nicht auf sie herein, aber benutze keine Gewalt um sie  abzuschneiden.“

 

 

 

66. IN SEINEM EIGENEN STIL

 

 

 

Irgendwann um 1977 wurde Luang Pu zu einer Feierlichkeit im Wat Dhammamongkon in der Sukhumvit Straße in Bangkok eingeladen. Während der Feierlichkeit wurde er eingeladen, als Teil der Einweihungszeremonie für Buddhabilder und Amulette „in Schutz zu sitzen“.

 

Nachdem die Zeremonie zu Ende war, ging er nach draußen, um sich in einer kleinen Hütte auszuruhen. Dort sprach er mit einer großen Zahl seiner Mönchschüler, die zu der Zeit in Bangkok studierten. Einer der Mönche merkte an, dass er nie zuvor gesehen hatte, wie Luang Pu an so einer Zeremonie teilnahm und wunderte sich darüber, dass dies das erste Mal war. Er fuhr dann fort zu fragen wie dies geht,wenn man „in Schutz sitzt “.

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Ich habe keine Ahnung, was die anderen Ajahns machen, wenn sie „in Schutz“ oder „in Segnung sitzen“. Was mich betrifft, sitze ich einfach in Konzentration in meinem gleichen alten Stil.“

 

 

 

 

 

 

 

67. „ICH MÖCHTE GUT SEIN IN MEINEM STUDIUM...“

 

 

 

Eine junges Mädchen sagte einmal zu Luang Pu: „Ich hörte Großvater Sorasak Kawngsuk sagen, dass jeder, der intelligent und gut in seinem Studium sein will, zuerst das Sitzen in Meditation üben sollte, um den Geist in Stille zu konzentrieren. Ich möchte intelligent und gut in meinem Studium sein, also habe ich versucht zu meditieren und meinen Geist zu Ruhe zu bringen, aber er war auf diese Weise nie bereit ruhig zu werden. Wie kann ich in meinem Studium gut sein?“

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Konzentriere dich einfach darauf zu wissen, was es ist, dass du studierst und dies wird dir helfen, in deinem Studium gut zu sein. Wenn der Geist nicht still ist, musst du wissen, dass er nicht still ist. Weil du so sehr willst, dass er still ist, darum ist er nicht still.

 

Bleib einfach auf ruhige Art und Weise bei deiner Meditation und der Tag wird kommen, an dem er still wird, wie du es dir wünscht.“

 

 

 

 

 

 

 

68. DER ZWECK DES WANDERNS

 

 

 

Einige Mönche und Novizen wollen nach dem Regenzeit Retreat in Gruppen zu verschiedenen Orten wandern. Jeder von ihnen macht einen großen Aufwand, seine Utensilien und ein vollständiges Set an dhutanga Zubehör vorzubereiten. Aber viele von ihnen gehen mit einem Verhalten, das vom Zweck des Wanderns in Abgeschiedenheit abweicht. Zum Beispiel tragen einige von ihnen ihr duthanga Zubehör in Bussen mit Klimaanlagen. Einige von ihnen besuchen ihre alten Freunde in Geschäftsbüros. Also sagte Luang Pu einmal mitten auf einer Versammlung von Meditationsmönchen:

 

 

 

„Sich selbst zu einem gut aussehenden wandernden Mönch zu machen ist überhaupt nicht angemessen. Es läuft gegen den Zweck des Wanderns. Jeder von euch sollte dies besonders reflektieren. Es gibt nur einen Zweck des Wanderns in Meditation: das Herz zu trainieren und zu polieren, sodass es von Befleckungen frei ist. Nur körperlich auf Wanderung in Meditation zu gehen, ohne aber das Herz mitzunehmen, ist überhaupt nichts Großartiges.“

 

 

 

 

 

 

 

69. UM AUFZUHÖREN MUSS MAN WISSEN WIE

 

 

 

Ein Meditierender sagte einmal zu Luang Pu: „Ich habe versucht, mit dem Denken aufzuhören, so wie Sie es gelehrt haben, aber war nie in der Lage, es zu schaffen.

 

Was noch schlimmer ist, dass ich frustriert wurde und mein Gehirn wie benommen scheint. Ich bin aber davon überzeugt, dass das, was Sie gelehrt haben, nicht falsch ist, deshalb möchte ich Sie um etwas Rat bitten, was als nächstes zu tun ist.“

 

Luang Pu erwiderte:

 

 

 

„Dies zeigt, dass du den eigentlichen Punkt verfehlt hast. Dir wurde gesagt , dass du zu denken aufhören sollst, aber alles, was du tust, ist, darüber nachzudenken, wie du mit dem Denken aufhören kannst, also wie kann das eigentliche Aufhören erreicht werden? Werde all deine Unwissenheit über das Aufhören deines Denkens los. Gib alle deine Gedanken über das Aufhören deines Denkens auf und dies wird das Ende der Angelegenheit sein.“

 

 

 

 

 

 

 

70. GLEICHE ERGEBNISSE, ABER NICHT DAS GLEICHE

 

 

 

Wie jedes Jahr am zweiten Tag des abnehmenden Mondes im elften Monat, fällt Luang Pu‘s Geburtstag auf den zweiten Tag nach dem Ende des Regenzeit- Retreats. Deshalb reisten seine Schüler – sowohl gelehrte Mönche als auch praktizierende Mönche – an diesem Tag gerne an, um ihm ihren Respekt zu erweisen, nach seinem Rat für die Praxis zu fragen oder um von den Ergebnissen ihrer Praxis in der vorhergehenden Regenzeit zu berichten. Dies war eine der Traditionen, die sie befolgten, solange er lebte. Einmal, nachdem er detaillierte Anweisungen gab, wie man praktiziert, endete Luang Pu mit folgenden Worten:

 

 

 

„ Dhamma durch Lesen und Hören zu studieren, führt zu Ansichten und Konzepten. Dhamma durch Praktizieren zu studieren , führt zu tatsächlichen Stufen von Dhamma im Herzen.“

 

 

 

 

 

 

 

71. ES GIBT NUR EINEN ORT

 

 

 

Phra Maha Thaweesuk war der erste von Luang Pu‘s Schülern, der die neunte und letzte Stufe des Pali Examens bestand. Deshalb spendierte das Wat Burapha im Namen von Luang Pu eine Feier für seine Leistung. Nachdem Phra Maha Thaweesuk Luang Pu seinen Respekt erwiesen hatte, gab Luang Pu ihm eine kurze Warnung:

 

 

 

„Fähig zu sein, die neunte Stufe des Examens zu bestehen, zeigt, dass du sehr fleißig und intelligent genug bist, um ein Experte im Kanon zu sein, da dies die Vollendung des Studienkurses bedeutet. Aber ausschliesslich nur am Studium interessiert zu sein, kann keine Befreiung vom Leiden bringen. Du musst  auch an der Praxis des Geistestrainings interessiert sein.“

 

„Alle 84.000 Abschnitte des Dhamma kamen aus dem Geist des Buddha. Alles kommt aus dem Geist. Was auch immer du wissen möchtest, du kannst im Geist danach suchen.“

 

 

 

 

 

 

 

72. DIE WELT VS. DAS DHAMMA

 

 

 

Am 12 März 1979 ging Luang Pu zum Sri Kaew Höhlenkloster im Phu Phaan Gebirge in der Provinz Sakon Nakorn, um dort mehr als zehn Tage in Einsamkeit und Ruhe zu verbringen. Am Abend des letzten Tages vor seiner Abreise kam Ajahn Suwat zusammen mit den anderen Mönchen und Novizen in das Kloster, um ihm ihren Respekt zu erweisen.

 

Luang Pu merkte an:

 

 

 

„Es ist komfortabel hier zu ruhen. Die Luft ist gut und die Meditation leicht. Es erinnert mich an die alten Tage, an denen ich wanderte.“

 

 

 

Dann gab er ein Dhamma-Gespräch, welches die folgende Passage enthielt:

 

 

 

„Das, was mit Wissen erfasst werden kann, gehört alles zur Welt. In Bezug auf das, was kein Ding hat, das etwas wissen kann, das ist das Dhamma. Die Welt hat immer Dinge, die in Paaren kommen, aber das Dhamma ist immer nur ein Ding.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

73. SOLLTE MAN FRAGEN?

 

 

 

Viele Menschen, die sich für die Praxis interessieren, ob Laie oder Ordinierter, sind nicht nur mit ihrer Praxis beschäftigt, sondern suchen auch gerne nach Lehrern, welche im Geben von Ratschlägen geübt sind. Einmal kam eine Gruppe von meditierenden Mönchen aus dem Zentrum Thailands, um viele Tage Luang Pu‘s Dhamma und seinen Ratschlägen zur Meditation zuzuhören. Einer der Mönche erzählte Luang Pu von seinen Gefühlen: „Ich habe viele Lehrer besucht und obwohl sie alle gut lehren, lehren sie im Allgemeinen nur über Vinaya oder über die Praxis des Wanderns und das Befolgen der asketischen Übungen oder auch über Glückseligkeit und Ruhe, die durch das Üben von Konzentration entstehen. Aber Sie, Sie lehren den direkten Weg zur Spitze: Nicht-Selbst, Leerheit, Nibbāna. Vergeben Sie mir, dass ich so direkt bin, aber haben sie schon, da sie Nirwana lehren, es schon erreicht?

 

Luang Pu antwortete: „Da ist nichts ,das  erreichen wird ,und nichts  ,das   nicht erreichen wird.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

74. DER ZWECK DER ÜBUNG

 

 

 

Ajahn Bate, ein naher Verwandter Luang Pu|‘s, lebte im Kloster Khoke Mawn. Auch wenn er erst spät im Leben ordinierte, war er sehr streng in seiner Meditationspraxis und den asketischen Übungen. Luang Pu lobte ihn einmal, indem er sagte, seine Praxis hätte gute Ergebnisse gebracht. Als Ajahn Bate ernsthaft krank wurde und dem Tode nahe war, sagte er, dass er Luang Pu noch ein letztes Mal sehen möchte, um ihm vor dem Sterben Lebewohl zu sagen. Ich informierte Luang Pu, der losging, um ihn zu sehen. Bei seiner Ankunft stand Ajahn Bate auf und verbeugte sich vor ihm und legte sich dann so wie vorher auf seine Schlafmatte, ohne ein Wort zu sagen. Aber das Lächeln und der fröhliche Gesichtsausdruck waren leicht zu erkennen.

 

Luang Pu sagte zu ihm mit klarer, sanfter Stimme:

 

 

 

„Alle Übungen, bei denen du dich bemüht hast, sie zu praktizieren, sind speziell dafür gedacht, sie zu dieser Zeit zu nutzen. Wenn die Zeit zu sterben kommt, mache den Geist einspitzig, dann beende das Konzentrieren und lass alles los.“

 

 

 

 

 

 

 

75. HOFFEN AUF WEIT ENTFERNTE RESULTATE

 

 

 

Wenn Laienanhänger kamen, um Luang Pu zu besuchen, würde er sie normalerweise nicht nach irgendetwas weit Entferntem fragen. Er würde für gewöhnlich fragen: „Hast du jemals meditiert?“ Einige würden antworten, dass sie hätten, einige nicht. Eine Frau, Mitglied der letzteren Gruppe, sprach viel offener als die Übrigen. Sie sagte:

 

„So wie ich es sehe, gibt es keinen Grund dafür, dass wir durch all die Probleme des Meditierens gehen müssen. Jedes Jahr höre ich die Mahachaad Predigt [ein lange, poetische Rezitation über das vorletzte Leben Buddhas als Prinz Vessantara] mindestens 13-mal in vielen verschiedenen Tempeln. Die Mönche dort sagen, dass der Mahachaad Geschichte zuzuhören mir garantiert, dass ich zur Zeit des Buddha Sri Ariya Metteya wiedergeboren werde, wo ich nichts außer Wohlgefallen und Behaglichkeit antreffen werde. Also warum sollte ich mir die Dinge durch Meditieren erschweren?“

 

Luang Pu sagte:

 

 

 

„Großartige Dinge sind direkt vor deinem Gesicht und doch zeigst du kein Interesse. Stattdessen setzt du deine Hoffnungen auf weit entfernte Dinge, welche nichts weiter

 

als Gerüchte sind. Dies ist das Kennzeichen einer Person, die hoffnungslos verloren ist. Schon jetzt, wo der Pfad, die Verwirklichung und Nibbāna aus der Befreiung des Buddha Gotama noch immer vollkommen und vollständig mit uns sind, bist Du trotzdem aufgeregt, überlegst hin und her und zeigst kein Interesse daran. Wenn die Befreiung des Buddha Sri Ariya Metteya kommt, wirst Du noch aufgeregter sein und noch viel mehr hin und her überlegen.“

 

 

 

 

 

 

 

76. NICHTS WEITER ALS DAS

 

 

 

Manchmal, wenn Luang Pu bemerkte, dass die Menschen, welche kamen, um mit ihm zu praktizieren, noch nicht frei waren, noch immer auf die Freude und das Vergnügen rein weltlicher Dinge setzten und nicht bereit waren, sie gehen zu lassen und das Dhamma zu praktizieren, lehrte er sie darüber nachzudenken, damit sie die Dinge klar als das erkennen, was sie sind:

 

 

 

„Ich bitte euch alle darum, Freude zu untersuchen; genau zu erkennen, an welchem Punkt es die größte Freude in eurem Leben gab. Wenn ihr es ernsthaft betrachtet, werdet ihr sehen, dass es nur das ist – nicht mehr als sonst irgendetwas, das ihr jemals erfahren habt. Warum war es nicht mehr als das? Weil die Welt nicht mehr hat als das. Das ist alles, was sie zu bieten hat – immer und immer wieder, nichts weiter als das. Nur Geburt, Altern, Krankheit und Tod, immer und immer wieder. Es muss eine Freude geben, die weit außergewöhnlicher ist als das, großartiger als das, sicherer als das. Deshalb opfern die Edlen begrenzte Freude auf der Suche nach der Freude, die vom Beruhigen des Körpers, Beruhigen des Geistes, Beruhigen der Befleckungen kommt. Das ist die Freude, die sicher ist, mit dem nichts sonst verglichen werden kann.“

 

 

 

 

 

 

 

77. ES IST LEICHT WENN MAN NICHT ANHÄNGT

 

 

 

Wat Burapha, wo Luang Pu über 50 Jahre lang ausnahmslos jeden Regenzeit-Retreat verbrachte, befindet sich im Herzen der Stadt Surin, direkt vor der Provinzbehörde, neben dem Stadtgericht. Aus diesem Grund störte der Lärm von Autos und Lastwagen ständig die Ruhe und den Frieden des Klosters. Besonders während dem jährlich stattfindenden Elefantenmarkt oder zu den verschiedenen Feiertagen gab es 4 bis 14 Tage lang Lärm und helle Beleuchtung. Die Mönche und Novizen, deren Geist es noch an Ausdauer mangelte, wurden dadurch besonders gestört. Wann immer sie Luang Pu darauf aufmerksam machten, bekamen sie die gleiche Antwort:

 

 

 

 

 

„Warum verschwendet ihr eure Zeit, indem ihr euch für solche Dinge interessiert? Es ist die Natur von Licht hell zu sein. Es ist die Natur von Lärm laut zu sein. Das ist deren Funktion. Wenn ihr euch nicht auf das Zuhören konzentriert, ist dies das Ende der Sache. Handelt auf eine Weise, die nicht im Widerspruch zu eurer Umgebung steht, da dies einfach die Art ist, wie sie ist. Erreicht einfach ein wahres Verständnis über sie mit Hilfe von Einsicht, das ist alles.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

78. MANCHMAL BEGEISTERTE MICH, WAS ICH HÖRTE

 

 

 

Eine meiner Schwächen war, dass ich mich gerne mit Luang Pu etwas scherzhaft unterhielt, weil er sich nie angegriffen fühlte und für die Mönche und Novizen, die in seiner Nähe lebten, immer zugänglich war. Einmal fragte ich ihn: „In den Texten heißt es, dass zehn Milliarden Götter(Devas) kamen um dem Buddha zuzuhören. Würde es denn genügend Raum geben, in dem sie sich alle aufhalten können? War seine Stimme laut genug, dass alle sie hören konnten?“

 

Als ich Luang Pus Antwort hörte war ich erstaunt und begeistert, weil ich nie so etwas in den Texten gelesen hatte oder irgendjemanden vorher hatte sagen hören. Und zudem hörte ich ihn das sagen, als er ernsthaft krank war und dem Tode nahe.

 

Er sagte:

 

 

 

„Es würde kein Problem sein, selbst wenn die Götter (Devas) sich zu einer Million mal einer Milliarde versammelten, denn im Raum eines Atoms können sich bis zu acht Götter(Devas) aufhalten.“

 

 

 

 

 

 

 

79. SELBST DIESE ART VON FRAGEN

 

 

 

Das unlösbare Problem, über das Leute – ob Kinder oder Erwachsene, intelligent oder dumm –, unnötig diskutieren und dabei niemals zu einer Einigung kommen, ist dieses: Was kam zuerst, das Huhn oder das Ei? Zumeist diskutieren sie es nur im Scherz und kommen nie zu einem Schluss. Es gibt immer noch Menschen, die Luang Pu diese Frage stellen würden, wobei sie denken, er würde auf Fragen solcher Art wahrscheinlich nicht antworten. Aber schließlich hörte ich ihn eine Antwort geben, die niemand sonst gab, als eines Tages Phra Berm kam, um seine Füße zu massieren und ihn fragte: „Luang Pu, was kam zuerst, das Huhn oder das Ei?“

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Sie kamen zur selben Zeit.“

 

 

 

 

 

 

 

80. EINE SCHELTE

 

 

 

Es gab Zeiten, an denen Luang Pu fast genervt schien von Leuten, welche kaum meditiert hatten, ihn aber fragten, wie sie die Dinge vorantreiben könnten, sodass sie gleich Ergebnisse sehen könnten.

 

Er schimpfte:

 

 

 

„Wir praktizieren zum Zweck der Zurückhaltung, zum Zweck des Aufgebens, zum Zweck des Entwirrens unserer Wünsche, zum Zweck, dem Leiden ein Ende zu setzen, nicht zum Zweck himmlische Gefilde zu sehen. Wir machen es uns nicht einmal zum Ziel Nibbāna zu sehen. Praktiziert einfach ruhig weiter, ohne überhaupt irgendetwas sehen zu wollen. Letztlich ist Nibbāna etwas Leeres, ohne Form. Es gibt keine Basis dafür und nichts, mit dem es verglichen werden kann. Nur wenn ihr bei der Praxis bleibt, werdet ihr es für euch selbst wissen.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

81. LOSLASSEN EINES DINGES, UM AN EINEM ANDEREN FESTZUHÄNGEN

 

 

 

Einer von Luang Pu|‘s Laienschülern kam, um seinen Respekt zu erweisen und stolz von seinen Ergebnissen, die er durch seine Praxis erfahren hatte, zu berichten, wobei er sagte: „Ich bin wirklich froh, sie heute zu sehen, weil ich in Übereinstimmung mit ihrer Anweisung praktizierte und Schritt für Schritt Ergebnisse erzielt habe. Wenn ich mit der Meditation beginne, lasse ich alle äußeren Wahrnehmungen los und der Geist beendet seine Unruhe. Er sammelt sich, wird ruhig und fällt in Konzentration. Alle anderen Beschäftigungen verschwinden, es bleibt nur Freude, eine extreme Freude, kühl und erfrischt. Ich kann dort verbleiben, solange ich möchte.“

 

Luang Pu lächelte und sagte:

 

 

 

„Es ist gut, dass du Ergebnisse erhältst. Wenn es um die Freude der Konzentration geht, das ist wirklich Freude. Es gibt sonst nichts Vergleichbares. Aber wenn du nur auf dieser Ebene hängen bleibst, ist das alles, was du bekommst. Es führt nicht zum Aufkommen der Einsicht des Edlen Pfades, welche Werden/Dasein und Geburt, Begehren und Anhaften durchtrennen kann. Deshalb ist der nächste Schritt, diese Freude loszulassen und die fünf Persönlichkeits-Gruppen zu kontemplieren, um sie klar zu sehen.“

 

82. EIN VERGLEICH

 

 

 

„Der Geist eines Edlen, der das Überragende erreicht hat, obwohl er noch in der Welt leben mag, umgeben von was auch immer ihn umgibt, kann von der Welt nicht in Verstörung gezogen werden oder überhaupt in diese Dinge verstrickt werden. In anderen Worten, die Belange der Welt [Gewinn, Verlust, Status, Verlust von Status, Lob, Kritik, Wohl und Wehe] können ihn nicht überwältigen, können ihn nicht zurück auf die Ebene des Geistes eines Weltlings ziehen. Die Befleckungen oder Begehren können nie wieder Macht über ihn ausüben.“

 

„Es ist wie bei der Kokosnussmilch. Hat man sie einmal aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gepresst und sie über großer Hitze gekocht, bis das Öl sich trennt, kann man sie nicht wieder zu Kokosnussmilch machen. Egal, wie sehr man das Öl auch mit anderer Kokosnussmilch mischen mag, man kann das Öl nicht wieder zu Kokosnussmilch machen.“

 

 

 

 

 

 

 

83. EIN ANDERER VERGLEICH

 

 

 

„Die Pfade, Verwirklichungen und Nibbāna sind persönlich: Man kann sie nur wirklich für sich selbst sehen. Jene, welche bis zu dieser Ebene praktizieren, werden sie für sich selbst erkennen, werden sich selbst darüber im Klaren sein, werden all ihre Zweifel über die Lehre Buddhas vollständig beenden. Wenn man diese Ebene nicht erreicht hat, ist alles, was man tun kann, weiterhin nur zu vermuten. Egal, wie tiefgründig jemand anderes es dir erklären mag, dein Wissen darüber wird Mutmaßung sein. Was immer Mutmaßung ist, muss unsicher sein.“

 

 

 

„Es ist wie die Schildkröte und der Fisch. Die Schildkröte lebt in zwei Welten: die Welt auf dem Lande und die Welt im Wasser. Der Fisch lebt nur in einer Welt, dem Wasser. Wenn er an Land kommen würde, würde er sterben.“

 

„Eines Tages, als die Schildkröte hinunter ins Wasser kam, erzählte sie den Fischen, wie viel Spaß es war, an Land zu sein: Das Licht und Farben waren schön und es gab dort keine der Schwierigkeiten, die vom Leben im Wasser kamen.“

 

„Die Fische waren neugierig und wollten sehen, wie es an Land ist, also fragten sie die Schildkröte: ‚Ist es sehr tief an Land?’

 

„Die Schildkröte antwortete: ‚Was würde daran tief sein? Es ist Land.’

 

„Die Fische: ‚Gibt es viele Wellen an Land?’

 

„Die Schildkröte antwortete: ‚Was würde daran wellig sein? Es ist Land.’

 

„Die Fische: ‚Ist es trüb mit Schlamm?’

 

„Die Schildkröte: ‚Was würde daran trüb sein? Es ist Land.’

 

„Beachtet die Fragen, die von den Fischen gestellt wurden. Sie nahmen einfach ihre Erfahrung vom Wasser als Grundlage, um die Schildkröte zu fragen und die Schildkröte kann nichts weiter tun als ‚Nein’ zu sagen.“

 

„Der Geist eines Weltlings, der über die Pfade, Verwirklichungen und Nibbāna Vermutungen anstellt, ist nicht verschieden von dem  der Fische.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

84. DINGE AUSSEN UND INNEN

 

 

 

Am Abend des 2. Aprils 1981, nachdem Luang Pu von einer Zeremonie im Palast zurückkehrte und er sich in der königlich klösterlichen Wohnung in Wat Bovorn ausruhte, kam ein Mönch von hohem Rang, der auch meditierte, zu Besuch, um mit ihm über das Dhamma zu diskutieren. Seine erste Frage war diese: „Es wird gesagt, dass eine Person, welche im vorherigen Leben ein yakkha war, wenn er als Mensch wiederkehrt, magische Formeln erlernen kann und sehr machtvoll sein wird, auf welche Weise er sie auch immer benutzt. Wie wahr ist das?“

 

Luang Pu setzte sich aufrecht und antwortete:

 

 

 

„Ich war nie interessiert an solchen Dingen. Aber hast du jemals meditiert bis zu dem Punkt: hasituppapada, die Bewegung des Geistes, wo er von alleine lächelt, ohne jede

 

Absicht zu lächeln? Es geschieht nur im Geist eines Edlen. Es geschieht nicht in gewöhnlichen Menschen, weil es jenseits der Bedingungen der Gestaltungen liegt – frei in und von sich selbst.“

 

 

 

 

 

 

 

85. NICHT EINMAL DIE FÜNF TUGENDREGELN

 

 

 

Große Seniormönche neigen dazu, viele Schüler zu haben, sowohl Laien als auch Ordinierte. Und unter diesen Schülern sind sowohl gute als auch schlechte Leute. Besonders unter den Mönchen: Es gibt viele gute, mit wenigen schlechten vermengt. Einer der Mönche von Luang Pu neigte dazu, etwas zu lässig zu sein, wenn es darum ging, Dinge ohne Erlaubnis zu nehmen. Leute berichteten dies Luang Pu, aber dieser neigte nicht dazu, irgendetwas darüber zu sagen.

 

Einmal, als er etwas wollte, dass dieser Mönch genommen hatte, bat er einen anderen Mönch danach zu fragen, aber der erste Mönch bestritt es, genommen zu haben. Der zweite Mönch kam zurück, um Luang Pu darüber zu informieren. Luang Pu beschwerte sich nicht, aber sagte einfach dies:

 

 

 

„Einige Mönche sind so beschäftigt damit, die 227 Regeln zu halten, dass sie vergessen die Fünf zu halten.“

 

 

 

 

 

86. NIE BEUNRUHIGT

 

 

 

Es war nach 22 Uhr und ich sah Luang Pu in Ruhe sitzend, also ging ich zu ihm, um ihn zu informieren: „Luang Pu, Ajahn Khao ist gestorben.“

 

Anstatt zu fragen, wann oder wie, sagte Luang Pu:

 

 

 

„Ah ja... Ajahn Khao ist endlich frei von der Bürde, sein sankhara mit sich umherschleppen zu müssen. Ich besuchte ihn vor vier Jahren und sah all die Schwierigkeiten, die seine körperlichen sankharas ihm bereiteten. Er musste die ganze Zeit andere Leute um sich haben, die nach ihm sahen. Wenn es um mich geht, ich habe kein schlechtes Karma bezüglich des Körpers. Aber in bezug auf schlechtes Karma in Verbindung mit dem Körper müssen selbst die Edlen – egal auf welcher Ebene ihrer Erkenntnis sie sich befinden – dennoch mit diesen Dingen ringen, bis sie schließlich von ihnen befreit und nicht länger darin verwickelt sind. Es ist der normale Zustand des Geistes, dass er mit Dingen dieser Art leben muss. Aber der Geist, der gut geübt ist, kann, wenn diese Dinge auftreten, sie sofort loslassen und seine Ruhe aufrechterhalten, ohne Sorgen, ohne Anhaftungen, frei von der Bürde des Verwickeltseins mit ihnen. Das ist alles.“

 

87. WIE DAS DHAMMA SCHÜTZT

 

 

 

Das große Feuer in Surin ergab viel Leid: eine enorme Zerstörung von Eigentum und ein großes Gefühl von Verlust war die Folge. Manche Menschen verloren gar den Verstand. Leute kamen in

 

Strömen, um Luang Pu zu sehen und stöhnten über das Gute, das sie in der Vergangenheit getan hatten, sagend: „Wir haben im Tempel Verdienste gesammelt und das Dhamma praktiziert seit der Zeit unserer Großeltern. Warum hatten uns diese Verdienste nicht geholfen? Warum hat und das Dhamma nicht geschützt? Das Feuer zerstörte unsere Häuser vollständig.“ Viele dieser Leute hörten auf, ins Kloster zu kommen, um Verdienste zu machen, weil das Dhamma ihr Zuhause nicht vor dem Abbrennen geschützt hatte.

 

Luang Pu sagte:

 

 

 

„Das Dhamma hilft Leuten überhaupt nicht auf diese Weise. Das Feuer handelte einfach gemäß seiner Funktion. Was das bedeutet, ist, dass Zerstörung, Verlust, Auflösung, Trennung immer schon mit uns in der Welt waren. Jene, welche das Dhamma praktizieren, die das Dhamma in ihren Herzen haben, wissen, wenn sie solchen Dinge begegnen, wie sie ihren Geist zu platzieren haben, so dass er nicht leidet. So hilft das Dhamma. Auf keinen Fall hilft es dabei, Altern, Tod, Hunger oder Feuer zu vermeiden. Das ist überhaupt nicht der Fall.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

88. NUR PRAXIS KANN ZWEIFEL AUFLÖSEN

 

 

 

Wenn Leute Luang Pu über Tod und Wiedergeburt oder über vergangene und zukünftige Leben befragten, war er niemals daran interessiert zu antworten.

 

Oder wenn einige Leute einwandten, dass sie nicht daran glaubten, dass Himmel oder Hölle wirklich existierten, versuchte er nie mit ihnen zu argumentieren oder Beweise anzuführen, um deren Argumente zu entkräften. Stattdessen gab er ihnen diesen Rat:

 

 

 

„Menschen, welche das Dhamma praktizieren, müssen nicht über vergangene oder zukünftige Leben oder über Himmel oder Hölle nachdenken. Alles, was sie tun müssen, ist, entschlossen und erpicht zu sein, in korrekter Übereinstimmung mit den Prinzipien der Tugend, Konzentration und Einsicht zu praktizieren. Wenn es wirklich 16 Stufen des Himmels gibt, so wie sie in den Texten sagen, steigen Menschen, die gut praktizieren, sicher auf zu diesen Stufen. Oder wenn Himmel und Nibbāna nicht existieren, mangelt es Menschen, die gut praktizieren, hier und jetzt nicht an Wohltaten. Sie werden sicher glücklich sein als menschliche Wesen auf einem hohen Level.“

 

„Auf das zu hören, was andere Leute sagen, oder Dinge in den Texten nachzuschlagen, kann eure Zweifel nicht auflösen. Ihr müsst Mühe in die Praxis legen, damit klares Einsichtswissen aufsteigt. Das ist der Zeitpunkt, an dem Zweifel sich von alleine völlig auflösen werden.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

89. IST DAS ALLES, WAS SIE WOLLEN?

 

 

 

Selbst wenn Leute in Gruppen kamen, um Luang Pu‘s Meinung über Wiedergeburt zu hören und behaupteten, dass diese Person oder jene fähig sei, sich an viele Leben zu erinnern und im Stande sei zu sehen, was sie in der Vergangenheit gewesen war oder wer ihre Mutter oder ihreVerwandten in vergangenen Leben gewesen sind, sagte Luang Pu:

 

 

 

„Ich war nie an solcher Art  von Wissen interessiert. Selbst nur angrenzende Konzentration kann es erzeugen. Alles kommt aus dem Geist. Was immer man wissen oder sehen

 

möchte, der Geist wird einem das Wissen oder die Vision gewähren – und dies schnell.

 

Wenn du einfach mit dieser Ebene von Wissen zufrieden bist, ist das gute Resultat daran, dass du Geburt in niederen Ebenen fürchten wirst. Auf diese Weise wirst du

 

deinen Geist darauf einstellen Gutes zu tun, großzügig zu sein, die Tugendregeln einzuhalten und keinem anderen zu schaden. Du wirst fähig sein zu lächeln und in die Ergebnisse deiner Verdienste vertrauen.

 

„Aber bezüglich der Vernichtung der Befleckungen, um Unwissenheit, Begehren und Anhaften zu zerstören, um vollkommene Befreiung vom Leiden zu erlangen, das ist etwas völlig anderes.“

 

 

 

 

 

 

 

90. KEINE MYTHEN

 

 

 

In all der langen Zeit, in der ich in der Nähe Luang Pu‘s lebte, gab es nie irgendwelche Mythen oder unterhaltsame Geschichten in seinen Lehren – keine Jataka- Erzählungen oder Geschichten der Gegenwart. Alle seine Lehren waren die  Edlen Wahrheiten, pur und einfach, auf absoluter oder unpersönlicher Ebene. Oder sie waren einige wenige, sorgfältig ausgewählte Kommentare, als ob er versuchen würde, sparsam in seinen Worten zu sein. Selbst wenn er Anweisungen zu religiösen Zeremonien gab, über die Art und Weise, wie man spendet oder über die  grundlegende Moral, dann lehrte er auf eine sehr losgelöste Weise. Meistens würde er sagen:

 

 

 

 

 

„Zeremonien und Tätigkeiten, um Verdienste zu sammeln, können als geschickte Mittel betrachtet werden, aber vom Standpunkt eines Meditierenden betrachtet führen sie nur zu einer kleinen Menge an Heilsamem, das ist alles.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

91. SELTSAM

 

 

 

Nach der Eröffnungszeremonie für das Phra Ajahn Mun Museum reiste Luang Pu weiter, um Ajahn Funn in der Khaam Höhle zu besuchen. In jenen Tagen konnten große Fahrzeuge nicht weiter als bis zum Fuß des Berges fahren, auf welchem sich die Höhle befand. Dies bedeutete, dass Luang Pu einen weiten Weg den Berg hinaufklettern musste. Das fand er äußerst ermüdend, er musste oft anhalten und durchatmen. Ich selbst fühlte mich sehr schlecht dabei, ihm solche Schwierigkeiten aufzuerlegen. Als wir schließlich die Versammlungshalle auf der Spitze des Berges erreicht hatten und Ajahn Funn seinen Respekt erwiesen hatte, geschah es, dass Ajahn Thate ebenfalls ankam.

 

Zu sehen, dass diese drei Älteren sich zufällig trafen und den freundlichen Umgang zu hören in einer solch friedlichen und erfreulichen Atmosphäre, liess mein inneres Leid vollkommen verschwinden und wurde von einem Gefühl der Entzückung ersetzt. Ajahn Funn äußerte seine Bewunderung Luang Pu gegenüber, indem er sagte: „Deine Gesundheit ist sehr stark. Selbst in deinem Alter bist du noch in der Lage, den ganzen Weg hinauf auf den Berg zu klettern.“

 

Luang Pu entgegnete:

 

 

 

 

 

„Ich bin nicht wirklich so stark. Ich habe über die Angelegenheit nachgedacht und erkannt, dass ich kein schlechtes Karma in bezug auf den Körper habe. Wenn ich den Körper nicht mehr benutzen kann, werde ich ihn einfach ablegen, das ist alles.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

92. NOCH SELTSAMER

 

 

 

Ich bin mir sicher, sie können sich vorstellen, wie aufgeregt die große umstehende Menge an Laienanhängern war, welche bei diesem zufälligen Treffen der großen Ajahns anwesend waren. Solch eine Möglichkeit ist nicht leicht zu finden. Also starteten zwei Fotografen aus Surin damit, so viele Fotos zu schießen, wie sie konnten. Als wir zurück im Bus auf dem Weg nach Hause waren, erkannten die Fotografen, dass jeder gierig auf die Fotos war, also kündigten sie an, dass sie sie auf 12“ Abzüge vergrößern und diese verkaufen werden. Mit dem Gewinn wollten sie dem Jawm Phra Wald -Kloster helfen. Ich dachte mir, dass es keine sehr schöne Sache wäre, ein Preisschild auf dem Foto eines Ajahns zu sehen, mit der Absicht es zu verkaufen, aber fast jeder in dem Bus gab eine Bestellung auf.

 

Als die Fotografen ihre Filme entwickelten, fanden sie heraus, dass alle der mehr als zwanzig Bilder, für die sie den ganzen Aufwand betrieben hatten, leer wie ein wolkenloser Himmel waren. Dies beendete jedermanns Hoffnung auf die Fotos und wie sich herausstellte, war dies das letzte Treffen dieser drei großen Ajahns.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

93. DIE WAHRHEIT, WIE ER SIE SAH

 

 

 

Wenn Leute Luang Pu fragten, ob er irgendeine der vielen Darstellungen über Ajahn Muns Leben gelesen hätte, antwortete er: „Einige wenige.“ Die nächste Frage würde sein: „Und was halten sie von all den geistigen Kräften und wunderlichen Ereignissen, die sie beschreiben?“

 

Luang Pu würde antworten:

 

 

 

„Damals, als ich mit Ajahn Mun lebte, hörte ich nie, dass er darüber irgendetwas erwähnte.“

 

 

 

Normalerweise, wenn Luang Pu über Ajahn Mun sprach, dann nur über seine asketischen Übungen:

 

 

 

„Unter der späteren Generation von Mönchen, habe ich nie einen einzigen gesehen, der sich strikt an die Übungen hielt wie Ajahn Mun. Er trug nur Roben, die aus Lumpen/Fetzen gemacht wurden, die er selbst genäht und gefärbt hatte. Er nutzte nie fertige Roben, von wem auch immer er sie erhielt. Er hielt sich sein ganzes Leben in Waldbehausungen auf. Er aß nur das Essen, welches er auf dem Almosengang erhalten hatte und nur aus seiner Almosenschale. Selbst wenn er ernsthaft krank war, setzte er sich auf und hielt seine Schale in seinem Schoß, damit andere Almosen hineinlegen konnten. Er nahm nie die speziellen Erlaubnisse an, die beim Verbringen des Rückzugs während der Regenzeit oder beim Erhalten der Kathina gewährt wurden. Er wurde nie in Bauarbeiten verwickelt und versuchte nie andere Leute dazu zu

 

überreden.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

94. FRAGEN MIT FRAGEN BEANTWORTEN

 

 

 

Da ich seit langer Zeit freundlichen Umgang mit Luang Pu pflegte, neigte Luang Pu dazu, wenn ich ihm eine Frage stellte, diese im Gegenzug mit einer Frage zu beantworten – dass war seine Art mich dazu zu bringen, die Antwort selbst herauszufinden.

 

Zum Beispiel, als ich fragte: „Der Geist der Arahants ist klar und hell. Können sie die nächste Lottozahl genau vorhersagen?“

 

Er antwortete:

 

 

 

„Würden Arahants daran interessiert sein, solches Zeug zu wissen?“

 

 

 

Als ich fragte: „Träumen Arahants, wenn sie schlafen, wie gewöhnliche Leute?“

 

Er antwortete:„Sind Träume nicht Angelegenheit der Gruppe der Gestaltungen?“

 

Als ich fragte: „Gab es jemals irgendwelche Weltlinge, noch getrübt von Befleckungen, welche dennoch in der Lage waren, andere Menschen zu lehren, Arahants zu werden?“

 

Er antwortete:

 

 

 

„Gab es nicht viele Ärzte, welche in der Lage waren, andere Menschen von ihren Krankheiten zu heilen, obwohl sie selbst krank waren?“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

95. LUANG PU‘S GEWOHNHEITEN

 

 

 

Körperlich: Er war körperlich stark und geschickt, ausgewogen in seinen Eigenschaften, wohlriechend, mit wenigen Erkrankungen. Er mochte es einmal täglich in warmem Wasser zu baden.

 

Verbal: Er hatte eine tiefe Stimme, aber er sprach sanft. Er war ein Mann weniger Worte, der die Wahrheit sprach, direkt sprach, ohne Intrigen in seiner Rede. Anders ausgedrückt, er machte nie Andeutungen, schwätzte nie, sprach nie sarkastisch, verbreitete nie Gerüchte, bettelte nie, bat nie jemanden um Entschuldigung, sprach nie über seine Träume. Er erzählte nie Jataka- Geschichten oder Fabelgeschichten.

 

Geistig: Da gibt es eine Wahrheit über ihn – wenn er einmal seinen Geist darauf ausrichtete, etwas zu tun, würde er daran arbeiten, bis er erfolgreich war. Er war immer freundlich und mitfühlend, ruhig, still und ausdauernd. Er war nie aufbrausend oder zeigte irgendwelche Anzeichen von Frustration oder Ungeduld. Er war nie enttäuscht über Dinge, die verloren waren, und war nie unachtsam. Vollkommen achtsam, geistesgegenwärtig, war er zu jeder Zeit heiter. Er schien nie zu leiden und Ereignisse ließen ihn immer unerschüttert. Keine unpassenden Zustände des Geistes überkamen ihn.

 

Er lehrte uns immer:

 

 

 

„Versucht, Ereignisse klar als Ereignisse zu verstehen: dass sie entstehen, sich verändern und sich dann auflösen. Seid nicht traurig oder leidet darunter.“

 

 

 

 

 

 

 

96. STARKE SCHMERZEN, ABER NICHT STARK MIT SCHMERZEN

 

 

 

Luang Pu war ernsthaft krank und lag im Chulalongkorn Krankenhaus. In der Nacht des 17. Tages seines Aufenthalts war er sehr geschwächt, bis zu dem Punkt, an dem die Ärzte ihm Sauerstoff verabreichen mussten.

 

Spät in dieser Nacht, nach Mitternacht, kam ein berühmter Mönch zusammen mit vielen Anhängern, um Respekt zu erweisen. Da ich erkannte, dass dies ein spezieller Anlass war, ließ ich sie in Luang Pu‘s Zimmer. Luang Pu lag auf seiner rechten Seite, mit geschlossenen Augen, während des gesamten Besuchs. Als der Mönch und die Anhänger sich verbeugt hatten, lehnte sich der Mönch über ihn und sprach direkt in sein Ohr:

 

„Luang Pu, haben sie noch Gefühle von Schmerz?“

 

Luang Pu antwortete:

 

 

 

„Gefühl und Körper existieren noch im Einklang mit ihrer Natur, aber ich nehme gar nicht teil an diesen Gefühlen.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

97. EINE SICHERE ABKÜRZUNG

 

 

 

Am 20. Januar 1973, kurz bevor Luang Pu das Chulalongkorn Krankenhaus verließ, entschieden sich seine Schüler, ein sanghadana zu geben, um die Verdienste den vergangenen Generationen zu widmen, welche das Krankenhaus gebaut hatten und seitdem gestorben sind.

 

Als die Zeremonie zu Ende war, kam eine Anzahl von Doktoren und Krankenschwestern, um Luang Pu gegenüber ihren Respekt zu erweisen und um ihre Freude darüber auszudrücken, dass er sich erholt hatte. Sie merkten auf eine freundliche Art und Weise an: „Ihre Gesundheit ist immer noch gut und stark. Ihr Gesicht ist hell, als ob sie überhaupt nicht krank gewesen wären. Das ist wahrscheinlich die Frucht ihrer guten Konzentrationskräfte. Wir haben nicht viel Freizeit, um Konzentration zu üben. Gibt es irgendwelche Methoden, die einfach sind oder schnell?“

 

Luang Pu entgegnete:

 

 

 

 

 

 

 

„Wann immer ihr Zeit habt, nutzt diese Zeit um zu praktizieren. Den Geist trainieren, den Geist untersuchen, ist die schnellste, direkteste Methode von allen.“

 

 

 

 

 

98. ALLES ENTSTEHT DURCH HANDLUNG

 

 

 

Sein ganzes Leben lang akzeptierte Luang Pu nie die Idee von Glücksstunden oder Glückstagen. Selbst wenn er einfach nur gefragt wurde: „Was würde ein guter Tag für die Ordination sein?“ oder „um zu entroben?“ oder „Welche Tage sind Glückstage und welche Tage des Unglücks?“, ging er nie weiter darauf ein. Er sagte normalerweise: „Alle Tage sind

 

gut.“ Wenn Leute ihn baten, eine günstige Zeit zu bestimmen, schickte er sie es selbst herauszufinden oder sagte: „Jede Zeit, die angenehm ist, ist eine gute Zeit.“

 

Er würde mit den Worten abschließen:

 

 

 

„Alles entsteht durch unser Verhalten. Gute Zeiten, schlechte Zeiten, glückliche Zeiten, unglückliche Zeiten, Verdienst, Sünde: All diese Dinge entstehen durch menschliches Verhalten.“

 

 

 

 

 

 

 

99. KEINE SHOW VERANSTALTEN

 

 

 

Luang Pu machte nie irgendetwas, um eine Show zu veranstalten oder um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wenn zum Beispiel Leute ein Bild von ihm machen wollten, mussten sie den richtigen Moment abpassen.

 

Beispielsweise, wenn er bereits seine vollständige Robe angezogen hatte, um der Patimokkha-Rezitation zuzuhören oder um einen Mönch zu ordinieren oder an der einen oder anderen Zeremonie teilzunehmen; wenn man ihn in einem solchen Moment um ein Foto bat, war es ein Leichtes. Aber wenn er zwanglos dasaß und man ihn bat, aufzustehen und seine Robe anzuziehen, um für ein Foto zu posieren, war es kein guter Zeitpunkt, ihn dazu zu bringen. Einmal brachte eine Dame aus Bangkok eine feine Decke für Luang Pu für die kalte Zeit. Einige Monate später, in der Mitte der heißen Zeit, kam sie wieder und erwies ihren Respekt. Sie bat ihn, die Decke zu holen und damit zu posieren, sodass sie ein Foto machen könnte, weil sie vergessen hatte, ein Foto zu machen, als sie es spendete. Luang Pu weigerte sich es

 

zu tun, freundlich sagend: „Es ist nicht wirklich notwendig.“ Selbst als sie ihn ein zweites und ein drittes Mal fragte, sagte er weiterhin: „Es ist nicht notwendig.“

 

Als sie ging, fühlte ich mich unwohl, also ging ich zu Luang Pu und fragte ihn: „Hast du bemerkt, wie unzufrieden sie war?“

 

Luang Pu lächelte und sagte:

 

 

 

„Ich weiß. Und der Grund, warum sie unzufrieden ist, ist, weil sie ein unzufriedenes Herz hat.“

 

 

 

 

 

 

 

100. DAS ENDE VON WIEDERGEBURT

 

 

 

Einmal kam ein Senior Meditationslehrer zu Luang Pu, um mit ihm auf hohem Niveau über Dhamma zu besprechen. Er endete mit der Frage: „Einige der Senior- Meditations- Mönche verhalten sich gut und verdienen großen Respekt.

 

Selbst andere Mönche stimmen zu, dass sie in der Lehre des Buddha fest verankert sind. Aber dann geschieht etwas. Entweder sie entroben oder ihr Verhalten beginnt vom rechten Weg abzuweichen, wider dem Dhamma und Vinaya. Also welche Stufe des Dhamma hat jemand, um sicher zu gehen, den Pfad zu beenden, sodass es kein Werden/Dasein und Geburt mehr gibt?“

 

 

 

 

 

 

 

Luang Pu sagte:

 

 

 

„Strikt beherrscht zu sein in Übereinstimmung mit dem Vinaya und die asketischen Übungen zu befolgen ist eine begehrenswerte Form des Verhaltens, dies ist besonders inspirierend. Aber wenn man den Geist nicht auf die Stufe des höchsten Geistes und höchster Einsicht entwickelt hat, kann er immer noch zurückfallen, da er noch nicht das Transzendente erreicht hat. Eigentlich müssen Arahants nicht viel wissen. Sie müssen einfach ihren Geist entfalten, um sich über die fünf Persönlichkeitsgruppen-Gruppen im Klaren zu sein und die Abhängige Entstehung (paticcasamupada) zu durchdringen. Dann können sie aufhören zu fabrizieren, aufhören zu suchen und alle Bewegungen des Geistes beenden. Genau dort ist es, wo alles endet. Genau dort endet alles. Alles, was verbleibt, ist rein, klar, hell – großartige Leerheit, enorm leer.“

 

 

 

 

 

 

 

101. EIN VERGLEICH

 

 

 

„Der Wunsch zu wissen und zu sehen, um jemandes Zweifel zu beenden, ist etwas, dass man in allen fortgeschrittenen Menschen findet. Jede Wissenschaft, jede Sparte des Lernens wurde so etabliert, dass die Menschen fragen werden und wissen wollen.

 

Das ist der Zeitpunkt, an dem sie sich anstrengen, um zu studieren und zu praktizieren ,um das Ziel dieser Sparte des Lernens zu erreichen.“

 

„Aber auf dem Gebiet der Lehren des Buddha muss man auf ausgeglichene Weise studieren und praktizieren. Deine Anstrengung muss stark sein, sodass du selbst in das höchste Ding im Dhamma eintreten kannst. Dann wirst du deine Zweifel vollkommen von selbst beenden.“

 

„Es ist wie eine Person vom Lande, die nie Bangkok gesehen hat. Wenn Menschen ihr erzählen, dass Bangkok eine „Juwelen-Wand“ [der Name der Festungsmauer um den Großen Palast] und einen enormen „Gold-Berg“ [der Name der Cetiya im Wat Saket] hat, beschließt sie nach Bangkok zu gehen, mit der Erwartung, dass sie in der Lage sein wird, einige Juwelen von der Wand und etwas Gold von dem Berg zu bekommen.

 

Aber wenn sie schließlich nach Bangkok gelangt und jemand zeigt ihr: „Das ist die Juwelen-Wand; das ist der Gold-Berg“, dann beantwortet dies sofort all ihre Fragen und beendet ihre Erwartungen.

 

 

 

„Die Pfade, Früchte und Nibbāna sind genau so.“

 

 

 

 

 

102. DER SICHERSTE WEG ZU VERWEILEN

 

 

 

Ich erinnere mich daran, dass 1976 zwei Lehrer der Meditation aus dem nördlichen Teil des Nordostens kamen, um Luang Pu ihren Respekt zu erweisen. Die Art, wie sie mit ihm die Praxis besprachen, war sehr inspirierend und begeisternd.

 

Sie beschrieben die Tugenden und Erlangungen der verschiedenen Ajahns, mit denen sie lange Zeit gelebt und praktiziert hatten und sagten, dass Luang Pu  Konzentration als dauerhafte geistige Verweilungsstätte hätte; dieser Ajahn verweilte in den Brahmā-Verweilungstätten (Anm. d. Üb. auch göttliche Verweilungszustände), was der Grund war, warum so viel Menschen ihn respektierten; er sagte,dass Luang Pu in den grenzenlosen Brahmā-Verweilungsstätten verweilte, was der Grund dafür war, warum es keine Grenze an der Menge an Schülern gab, die er hatte und warum er immer sicher vor Gefahren war.

 

Luang Pu sagte:

 

„Was immer für eine Stufe ein Mönch erreicht hat, soweit es mich betrifft, steht es ihm frei, dort zu verweilen. Wenn es um mich geht, ich verweile mit Wissen.“

 

 

 

 

 

 

 

103. FORTGESETZT

 

 

 

Als jene zwei Mönche Luang Pu sagen hörten, dass er mit Wissen verweilte, waren sie für einen Moment ruhig und fragten ihn dann, wie verweilen mit Wissen sei.

 

Luang Pu erklärte:

 

 

 

„Wissen ist die Normalität des Geistes, der leer, hell und rein ist, welcher aufgehört hat zu fabrizieren, aufgehört hat zu suchen, alle geistigen Bewegungen beendete – der nichts hat, der an überhaupt nichts anhaftet.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

104. DAS ENDE VON ANSPANNUNG

 

 

 

Luang Pu war rein in seiner Rede, weil er gerne über die reine Wahrheit sprach. Er sprach nur über die höchsten Ziele, er bezog sich nur auf die Worte des Buddha, die ausschließlich zum Ende von Leiden und Stress führen.

 

Das Folgende kann man von den Lehren des Buddha sagen, die er am meisten zitierte.

 

 

 

Der Buddha sagte:

 

 

 

„Mönche, es gibt das Gebiet, in dem es weder Erde, noch Wasser, noch Feuer, noch Wind , weder das Gebiet des unendlichen Raums, noch das Gebiet des unendlichen Bewusstseins, noch das Gebiet der Nichtsheit, noch das Gebiet von Weder-Wahrnehmung noch Nicht-Wahrnehmung, weder diese Welt, noch die nächste Welt, noch Sonne, noch Mond gibt. Und dort, sage ich, ist weder Kommen noch Gehen noch Stehen; weder Vergehen noch Entstehen: unergründet, unentwickelt, ohne Unterstützung. Dieses, einfach dies, ist das Ende von Leiden.“

 

 

 

 

 

105. SEINE LETZTE ERKRANKUNG

 

 

 

Als Luang Pu in den frühen 1983ern aus dem Krankenhaus zurückkehrte, bedeutete dies nicht, dass er sich vollkommen von seiner Krankheit erholt hatte, sondern einfach, dass er eine extremes Niveau an Durchhaltevermögen aufbringen musste, um für acht weitere Monate zu überleben, damit er dann an der besonders verdienstbringenden Feier, die man anlässlich seines 96. Geburtstag geplant hatte, teilnehmen konnte.

 

Als der Tag der Feier näher rückte, wurden seine Symptome unberechenbar: Er wurde sehr müde, ihm wurde unbehaglich und von Zeit zu Zeit bekam er Fieber. Ich fragte ihn, ob wir ihn zurück ins Chulalongkorn Krankenhaus bringen sollten, aber er sagte: „Es gibt keinen Grund dafür.“ Und dann fügte er

 

hinzu: „Ich verbiete es dir, denn selbst wenn ich ginge, würde ich mich nicht erholen.“

 

 

 

 

 

 

 

Ich antwortete:

 

„Letztes Mal war Ihre Erkrankung schwerwiegender als jetzt und Sie haben sich dennoch davon erholt. Dieses Mal ist es überhaupt nicht schlimm. Sie werden sich sicher erholen.“

 

Luang Pu sagte:

 

„Das war letztes Mal. Dies ist nicht letztes Mal.“

 

 

 

 

 

 

 

106. DEM TOD NÄHERN

 

 

 

Am 29. Oktober 1983 gegen 13 Uhr war Luang Pu|‘s Zustand nicht besser, man konnte ihn lediglich als stabil bezeichnen. Sein Antlitz war aber trotzdem außergewöhnlich klar. Seine Anhänger – Laien, Stadtmönche und Waldmönche – kamen in großer Zahl, um an seiner Feier teilzunehmen.

 

Um 15 Uhr kam eine große Gruppe von Waldmönchen, um Luang Pu Respekt zu erweisen, der sich aufsetzte und das Dhamma mit ihnen erörterte. Mit klarer Stimme sprechend wies er sie über den gesamten Pfad der Praxis an, als ob er dabei war, alle ihre Zweifel und Fragen aufzulösen, alle Meditationsanweisungen zusammenfassend, die er jemals gelehrt hatte.

 

Später in dieser Nacht, gegen 22 Uhr, liess er sich  aus seiner Behausung nach draußen von uns in einem Rollstuhl bringen. Er betrachtete sanft die gesamte Umgebung des Klosters und keiner von uns realisierte, dass dies das letzte Mal sein würde, dass er sich draußen umschaute.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

107. EIN LETZTE ERINNERUNG AN DAS DHAMMA

 

 

 

Nach 22 Uhr ließ sich Luang Pu von uns zurück in seinen Raum bringen. Er lag auf seinem Rücken, gestützt von einem großen Kissen. Er bat die acht oder neun Mönche im Raum, die Sieben Segens-Rezitationen zu rezitieren, damit er sie sich anhören konnte. Dann hieß er sie, drei Mal die Sati-Sambojjhanga-Sutta und drei Mal die ‚Bedingte Entstehung‘ zu rezitieren.

 

Danach bat er uns, die Lehrrede über die Grundlagen der Achtsamkeit (Mahasatipatthana) zu rezitieren, aber keiner von uns hatte sie auswendig gelernt. Also sage er: „Öffnet eure Rezitationsbücher und tragt sie aus dem Buch vor“, aber es waren keine Rezitationsbücher da. Glücklicherweise hatte Ajahn Phuunsak, welcher die ganze Zeit nach Luang Pu gesehen hatte, seine Kopie des Königlichen Rezitationsbuchs vorbeigebracht, also hob er es auf und durchsuchte das Buch nach der richtigen Seite, vor- und zurückblätternd, bis Luang Pu sagte:

 

„Gib es her.“ Er öffnete das Buch auf der richtigen Seite, ohne es überhaupt angesehen zu haben, und sagte: „Rezitiert direkt von hier.“ Dies erstaunte jeden Mönch im Raum, da Luang Pu das Buch genau bei der Mahasatipatthana Sutta auf Seite 172 aufgeschlagen hatte. Die Lehrrede war lang und wir brauchten mehr als zwei Stunden, um sie zu beenden. Er hörte durchweg ruhig zu.

 

 

 

 

 

108. LETZTE WORTE

 

 

 

Einige Momente, nachdem wir die Rezitation der Mahasatipatthana Sutta beendet hatten, begann Luang Pu, über das absolute Nibbāna des Ehrwürdigen Buddha zu sprechen, vom Anfang bis zum Ende. Hier zitiere ich nur seine abschließende Bemerkung:

 

 

 

„Der Ehrwürdige Buddha erreichte Nibbāna in keinen seiner Jhanas. Als er das vierte Jhana verließ, endeten alle seine geistigen Persönlichkeitsgruppen-Gruppen restlos auf einmal, ohne Überrest. Mit anderen Worten, er erlaubte seiner Gefühlsgruppe in einem erwachten Zustand des Geistes zu enden, der normale menschliche geistige Ablauf, vollständig mit Achtsamkeit und Aufmerksamkeit und Wachsamkeit, ohne dass andere geistige Zustände kommen konnten, um den Geist zu blenden oder zu täuschen. Dies war der Geist, der vollständig im eigenen Zustand war. Man könnte den Zustand große Leere nennen, oder den ursprünglichen Kosmos, oder Nibbāna, wie immer man möchte. Dies ist der Zustand, den ich fortdauernd geübt habe zu erreichen.“

 

 

 

Dies waren Luang Pu‘s letzten Worte.

 

 

 

 

 

109. EIN MOMENT DER WILDNIS IN DER STADT

 

 

 

Lasst uns für einen Moment zurück in der Zeit gehen, zu einigen Ereignissen vor fast 100 Jahren. Luang Pu‘s Gruppe von vier wandernden Mönchen und Novizen hatten sich von Ajahn Muns Gruppe getrennt und wanderten durch das Gebiet Thaa Khantho in der Kalasin Provinz.

 

Als sie durch den dichten Wald gingen, begegneten sie allen Sorten von Gefahren und Schwierigkeiten: jede Art von wilden Tieren und im besonderen Malaria. Letztlich starb einer der Mönche, unfähig, die Krankheit zu bekämpfen, auf mitleiderregende Weise vor seinen Mitmönchen. Schlimmer noch, als Luang Pu sich von der Gruppe trennte, begleitet von nur einem kleinen Novizen in die Wildnis eines anderen Waldes nahe dem Dorf Kut Kawm, überkam die Malaria den Novizen und nahm ihm das Leben direkt vor seinen Augen. Luang Pu konnte nichts weiter tun, außer in heilloser Betroffenheit zuzusehen, einfach, weil ihm die Medikamente fehlten, um die Krankheit zu behandeln. Nun kommen wir zurück auf die Ereignisse kurz nach 4 Uhr morgens am 30. Oktober 1983.

 

Dieselben Umstände der Wildnis kehrten für einen Moment zurück in Luang Pu‘s Raum, denn obwohl er ernsthaft krank war, war dort nicht eine einzige Krankenschwester, nicht ein einziger Tropfen Kochsalzlösung irgendwo in der Umgebung. Es waren lediglich Luang Pu‘s klösterliche Schüler um ihn herum, als ob sie seine absolute Freiheit schützten, um seinen Körper abzulegen, in einen Tod, der keine Spuren hinterlässt – vollkommen rein, ruhig und still.

 

 

 

 

 

 

 

110. SELBST DER ZEITPUNKT WAR ANGEMESSEN

 

 

 

Der Buddha hatte die Wahrheit sechs Jahre lang gesucht und als er die Erleuchtung erlangte, geschah dies bei Anbruch der Dämmerung, d.h. nach 4 Uhr morgens. Erwacht, lehrte er für weitere 45 Jahre, wobei er jeden Tag die Zeit nach 4 Uhr morgens dazu nutzte, sein Bewusstsein auszuweiten, um zu sehen, wen er am nächsten Tage belehren sollte.

 

Als die Zeit für sein vollkommenes Nibbāna (parinibbāna) kam, wählte er die gleiche Zeit. Eine Gruppe Gestaltungen, die am 4. Oktober, 1888 im Dorf Praasaat, Provinz Surin erschienen sind, wuchsen und entwickelten sich stufenweise, führten sein Leben auf eine bewundernswerte und rechte Art. Er verblieb in der ockerfarbenen Robe bis zum Ende seiner Tage, auf eine beispielhafte Art und Weise praktizierend, wahrhaft ein „unübertreffliches Verdienstfeld für die Welt“. Er arbeitete in perfekter Weise zu seinem eigenen wahren Vorteil und für den wahren Vorteil anderer bis zum 30. Oktober 1983. Das ist die Zeit, zu der Luang Pu seinen Körper ablegte, um 4:13 Uhr – einfach so.

 

Erstaunlich war, dass seine Schüler – Laien und Ordinierte; jene, welche in Städten verweilten und jene, welche in den Wäldern verweilten – sich bereits versammelt hatten, um Verdienste in der Feier zu erwerben, die anlässlich von Luang Pu‘s 96. Lebensjahr, der Vollendung seines achten Zwölf- Jahres- Zyklus, stattfinden sollte.

 

 

 

 

 

 

 

111. KEIN SCHECHTES KARMA BEZÜGLICH DES KÖRPERS

 

 

 

Erst dann verstand ich, was Luang Pu gemeint hatte, als er sagte, dass er kein schlechtes Karma in bezug auf den Körper hat. Denn obwohl er das 96. Lebensjahr erreicht hatte, war sein Körper stark, agil, rein und ruhig. Immer vollständig achtsam und wachsam und er litt überhaupt nicht unter Senilität oder Vergesslichkeit.

 

Als es für ihn an der Zeit war, starb er ruhig, ohne Zeichen von Schmerzen oder Schwierigkeiten. Er verursachte keine Probleme, weder geistig noch körperlich, für jene, die nach ihm sahen: keine Verschwendung von Ärzten, keine Verschwendung von Medizin, keine Verschwendung der Zeit von irgendjemandem. Mitten in der Stille, nahe der Dämmerung, frei vom Lärm der Menschen oder des Verkehrs – selbst die Blätter der Bäume waren still, die Luft war kühl, mit sanftem Nieselregen, der wie Schnee fiel – legte Luang Pu, ein Mitglied der reinen, edlen Sangha, seinen Körper ab und hinterlässt uns, nur mit der Erinnerung an seine Tugenden und einem Verlust, der kein Ende kennt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

GLOSSAR

 

 

 

Ajahn (Pali: acariya): Lehrer, Mentor

 

appanā samādhi: „Volle Sammlung“, die höchste Ebene der Konzentration

 

brahmā: Wörtlich „großartiges Wesen“. Ein deva, welcher die höchsten himmlischen Gefilde bewohnt. Die Brahmā Haltungen (Anm. d. Üb. auch göttliche Verweilungszustände) sind vier Qualitäten des Geistes, welche es einem ermöglichen, nach dem Tod ein brahmā zu werden: Güte (mettā), Mitgefühl (karunā), Mitfreude (muditā) und Gleichmut (upekkhā).

 

buddho: Erwacht, erleuchtet. Ein Beiwort für den Buddha, welches oft als Meditationswort genutzt wird.

 

deva: Wörtlich „strahlendes Wesen“. Ein irdisches Geistwesen oder ein Bewohner einer der vielen himmlischen Gefilde.

 

Dhamma (Dharma): Vorgang; Phänomen; die Art und Weise, wie die Dinge sind, deren anhaftende Qualitäten, die grundlegenden Prinzipien hinter ihrem „Verhalten“. Ebenso das Verhaltensprinzip, welchem die Menschen folgen, in Übereinkunft mit der natürlichen Ordnung der Dinge; Qualitäten des Geistes, die entwickelt werden sollten, um die dem Geiste natürlich zugehörigen Qualitäten zu verwirklichen. Zusätzlich wird jede Lehrmeinung, welche diese Dinge lehrt, als „Dhamma“ bezeichnet. Demnach bezeichnet das Dhamma des Buddha sowohl seine Lehre als auch die direkte Erfahrung nibbānas, der Qualität, auf welche diese Lehre abzielt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

dhutanga: Asketische Übung. Freiwillige Befolgung dieser Übung, welche von Mönchen angenommen werden kann, um Befleckungen des Geistes und Anhaftung an die Bedarfsgegenstände des Lebens zu beseitigen. Es gibt insgesamt 13 Übungen und beinhalten:

 

1. Die Übung des Fetzenkleidträgers (pamsukūlik'anga).

 

2. Die Übung des Dreigewandträgers (te-cīvarik'anga),

 

3. Die Übung des Brockensammlers (pinda-pātik'anga),

 

4. Die Übung des ‘Von-Haus-zu-Haus-Gängers' (sapa-dāna-cārik'anga),

 

5. Die Übung des ‘Einmal-Essers' (ekāsanik'anga),

 

6. Die Übung des Topfspeisers (patta-pindik'anga),

 

7. Die Übung des ‘die spätere Speise Verweigernden’ (khalu-pacchābhattik'anga)

 

8. Die Übung des Waldasketen (āraññik'anga),

 

9. Die Übung des Baumasketen (rukkha-mūlik'anga),

 

10. Die Übung des unter freiem Himmel Lebenden (abbhokāsik'anga)

 

11. Die Übung des Friedhofasketen (sosānik'anga),

 

12. Die Übung des mit jeder Lagerstatt Zufriedenen (yathāsanthatik'anga),

 

13. Die Übung des Stetigsitzers (nesajjik'anga).

 

jataka: Eine Geschichte, oft mythisch, von einer der früheren Geburten des Buddha.

 

jhāna: Meditative Vertiefung auf ein einziges Objekt, Gedanke oder Gefühl.

 

kamma (karma): Absichtliche Handlung, welche zu Zuständen von Sein und Geburt führt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

khandha: Haufen, Gruppe, Aggregate. Physische und mentale Komponenten der Persönlichkeit und von Sinneserfahrung im Allgemeinen, aus denen die Ansicht des eigenen Selbst geschaffen wird. Es gibt insgesamt fünf: Form – körperliche Phänomene; Gefühle – angenehme, unangenehme oder weder-angenehm-noch-unangenehme, Erinnerung – mentale Bezeichnungen und Konzepte; Gestaltungen – Gedankenkonstrukte; und Wahrnehmungs-Bewusstsein der sechs Sinne.

 

Luang Phaw: Ehrwürdiger Vater

 

Luang Pu: Ehrwürdiger Großvater, väterlicherseits. Eine Anrede großen Respekts einem älteren Mönch gegenüber.

 

Luang Tā: Ehrwürdiger Großvater, mütterlicherseits. Eine Anrede, welche mehr Zuneigung als Respekt ausdrückt, normalerweise – aber nicht immer – genutzt gegenüber Mönchen, welche spät im Leben ordinierten.

 

magga: Pfad. Speziell der Pfad zum Ende von Leid. Die vier überweltlichen Pfade – oder eher, ein Pfad mit vier Ebenen der Kultiviertheit – sind der Pfad zum Stromeintritt (Eintritt in den Strom zu nibbāna, wenn jemand nur noch höchstens siebenmal geboren wird), der Pfad des Einmalwiederkehrers, der Pfad des Nichtwiederkehrers und der Pfad zu Arahatschaft.

 

nibbāna (nirvana): Befreiung; die Loslösung des Geistes von Gier, Hass und Verblendung, von körperlichen Empfindungen und geistigen Handlungen.Die Leerheit des Geistes von Ich und Welt. Da der Begriff ebenfalls für das Erlöschen von Feuer gebraucht wird, impliziert er Nebenbedeutungen wie Beruhigung, Abkühlung und Frieden. (Gemäß den Regeln der Physik, welche zur Zeit des Buddha gelehrt wurden, existiert die Eigenschaft Feuer zu einem größeren oder kleineren Anteil latent in allen Objekten. Wenn diese Eigenschaft aktiviert wird, eignet sich das Feuer den Brennstoff an und ergreift diesen. Solange das Feuer nur latent besteht oder erloschen ist, ist es „ungebunden“.)

 

 

 

paticcasamuppāda: Bedingte Entstehung, eine Analyse der geistigen und physischen Faktoren, welche in Kombination Leiden erzeugen.

 

pātimokkha: Das Register der 227 Ordensregeln der Mönche, welches etwa alle 14 Tage rezitiert wird.

 

phala: Frucht, Ergebnis. Speziell die Frucht einer der vier überweltlichen Pfade (siehe magga).

 

Phra: Ehrwürdiger. Die gewöhnliche Anrede eines Mönchs.

 

sambojjhanga: Erleuchtungsglieder. Es gibt sieben: Achtsamkeit, Gesetzesergründung, Willenskraft, Verzückung, Gestilltheit, Sammlung und Gleichmut.

 

sangha: Die Gemeinschaft der Schüler des Buddha. Auf konventioneller Ebene bezeichnet dies das Mönchstum. Auf ideeller Ebene bezeichnet dies jene Anhänger des Buddha, ob Laie oder ordiniert, welche mindestens die erste Stufe des überweltlichen Pfads (siehe magga) verwirklicht haben, welcher in nibbāna gipfelt.

 

sanghadāna: Eine Spende, bestimmt für die gesamte Gemeinschaft der Mönche, im Gegensatz zu einer Spende für ein bestimmte Person.

 

sati: Achtsamkeit

 

sutta (sutra): Lehrrede

 

vinaya: Die klösterliche Ordnung. Die Bezeichnung des Buddha für seine Lehre war „dieses Dhamma-Vinaya“.

 

vipassana: Einsicht

 

Wat: Kloster, Tempel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

yakkha: Ein grimmiges Gespenst, wird für gewöhnlich mit Bäumen, Bergen oder Höhlen in Verbindung gebracht.

 

 

 

 Wat Buddhabharami Hamburg

 

August 2019

 

Stiftung Wat Buddha Parami .A